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Die freien Gewerkschaften vor 1933

Das Frankfurter Gewerkschaftshaus Ecke Allerheiligenstraße/Stoltzestraße, Fotografie um 1910

Das neue Gewerkschaftshaus auf dem Titel der Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“, Heft 9, 1931

Das neue Gewerkschaftshaus während des Reichstagswahlkampfes Juli 1932, zeitgenössische Fotografie

Kundgebung der Eisernen Front auf dem Opernplatz 1932, zeitgenössische Fotografie

Die freien Gewerkschaften vertreten ein Reformprogramm der sozialen und wirtschaftlichen Selbst- und Mitbestimmung und verteidigen bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung die Republik.

1931 hatten die im Allgemeinen Deutschen Gewerkschafstbund (ADGB) zusammengeschlossenen 33 Zentralverbände 4,7 Millionen Mitglieder, der Ortsausschuss Frankfurt des ADGB zählte 76.991 Mitglieder. Das 1901 bezogene Gewerkschaftshaus konnte mit dem Anwachsen der Gewerkschaftsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg nicht Schritt halten. 1930 fiel die Entscheidung für einen Neubau, für den ein noch nicht mit Villen besiedeltes Grundstück des ehemaligen Holzmannschen Parks zwischen Untermainkai und Bürgerstraße erworben werden konnte. Der Entwurf der Berliner Architekten Max Taut und Franz Hoffmann sah einen siebenstöckigen modernen Funktionsbau vor, der 1931 als Bekenntnis der freien Gewerkschaften zur Moderne und Symbol des unaufhaltsamen Wachstums der freien Gewerkschaftsbewegung eingeweiht wurde. Dass mit dem neuen Gewerkschaftshaus das erste Verwaltungshochhaus in Frankfurt am Main eingeweiht wurde, das die Mainfront der Stadt auf dem nördlichen Mainufer dominierend veränderte, verstärkte die Symbolik.

Nach der Abspaltung der gewerkschaftlichen Opposition, die den Reformkurs kritisierte und ihrer Neuorganisation als RGO 1928, gehörte der ADGB geschlossen zu den Befürwortern der Republik. Wichtigstes gewerkschaftliches Kampfziel der zwanziger Jahre war die Demokratisierung der Wirtschaft: sozialpolitische Maßnahmen gegen wirtschaftliche Macht, Ausbau betrieblicher Mitbestimmung, Einführung regionaler und überbetrieblicher Selbstverwaltungsorgane und die Förderung öffentlicher Unternehmen und des Genossenschaftswesens.

Gegen die 1931 gebildete rechtsbürgerliche und rechtsradikale Habsburger Front gründeten die freien Gewerkschaften im gleichen Jahr gemeinsam mit SPD, Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und Arbeitersportverbänden die Eiserne Front. Ihr Symbol waren die drei abwärts gerichteten Pfeile, die die Fassade des Gewerkschaftshauses großflächig zierten. Die Frankfurter SPD hatte ihr Parteibüro im neuen Gewerkschaftshaus. Bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 bildete der Wahlvorschlag der SPD zum letzten Mal die Liste 1, die traditionell der stärksten Fraktion der vorherigen Wahlen zustand.

Im politischen Spektrum des ADGB stand der Frankfurter Ortsausschuss traditionell links. Die Frankfurter SPD gehörte ebenfalls zum linken Flügel ihrer Organisation. Die linke Einschätzung der faschistischen Gefahr schloss die Möglichkeit eines bewaffneten Kampfes ein. Im Keller des Gewerkschaftshauses ließen die Verantwortlichen der Frankfurter Eisernen Front insgeheim ein Waffenlager anlegen.

Die freien Gewerkschaften vertreten ein Reformprogramm der sozialen und wirtschaftlichen Selbst- und Mitbestimmung und verteidigen bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung die Republik.



Autor/in: Jürgen Steen
erstellt am 01.01.2003
 

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