Die Lehrerin, Publizistin und Literaturwissenschaftlerin Hanna Hellmann (1877– unbekannt)

Hanna Hellmann, geboren 1878, lebte ab 1910 als Literaturwissenschaftlerin in Frankfurt am Main. 1938 wurde sie als Jüdin in die Nervenklinik eingeliefert und 1942 nach Osten deportiert, wo sie wahrscheinlich in einem Vernichtungslager ermordet wurde.

 

Hanna Hellmann kam vermutlich in Nürnberg als Tochter eines Holzhändlers zur Welt. Ihre Geschwister waren der Kaufmann Julius Hellmann und Lilly Gebhardt, geb. Hellmann.

 

Hanna Hellmann studierte Philosophie, Psychologie und deutsche Literaturgeschichte in Heidelberg und Berlin sowie an den Schweizer Universitäten von Bern und Zürich. Ihre Dissertation mit dem Titel „Heinrich von Kleist. Das Problem seines Lebens und seiner Dichtung“ verfasste sie 1908. Hanna Hellmann lebte seit 1910 in Frankfurt am Main, zuletzt teilte sie sich mit ihrem Bruder eine Wohnung, vermutlich in der Luxemburger Allee 36/II. Dort publizierte sie diverse literaturwissenschaftliche Aufsätze und Studien. Außerdem war sie als Dozentin am Seminar für soziale Berufsarbeit beschäftigt. Sie blieb zeitlebens unverheiratet, nachdem ihr Freund im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen war. In Frankfurt blieb sie stets in enger Verbindung mit ihren Geschwistern. Der Schwager Carl Gebhardt war Gründer der Internationalen Spinoza-Gesellschaft und des Schopenhauer-Archivs. In dessen Haus lernte Hanna Hellmann Persönlichkeiten wie Else Lasker-Schüler, Albert Schweitzer oder Martin Buber kennen. Ihrem Neffen, dem späteren Bildhauer Hans Bernt Gebhardt, war sie stets sehr zugetan.
Auf eine Glaubensrichtung wollte sich Hanna Hellmann zeitlebens nicht festlegen. Ab 1926 zog sie sich gesellschaftlich zurück und durchlebte extatische und religiöse Ausnahmezustände. Sie malte regelmäßig und soll angeblich stundenlang in Reimen gesprochen haben. 1935 wurde ihr Bruder Julius Hellmann verhaftet; er kam 1939 im Konzentrationslager Buchenwald zu Tode. Auch Hanna Hellmann hatte unter dem wachsenden Antisemitismus zu leiden. Vermutlich aufgrund einer Denunziation seitens eines Nachbarn wurde sie am 25. Mai 1938 aus der Wohnung gezerrt, gefesselt und in die Städtische Nervenklinik eingeliefert. Am 21. September 1938 folgte ihre Verlegung in das Sanatorium Wiesneck im Schwarzwald, am 31. Juli 1939 die Einlieferung in die Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn.

 

Von dort wurde Hanna Hellmann am 15. Juni 1942 im Alter von 64 Jahren in das Durchgangslager Izbica verschleppt. Wahrscheinlich wurde sie im Vernichtungslager Sobibor oder Belzec ermordet.
Die Schwester überlebte den Holocaust im Durchgangs- und Konzentrationslager Theresienstadt.

 

Weiterführende Hinweise

 

Vgl. Eintrag für Hanna Hellmann im Shoah Memorial Frankfurt www.shoah-memorial-frankfurt.de

Hanna Hellmann, geboren 1878, lebte ab 1910 als Literaturwissenschaftlerin in Frankfurt am Main. 1938 wurde sie als Jüdin in die Nervenklinik eingeliefert und 1942 nach Osten deportiert, wo sie wahrscheinlich in einem Vernichtungslager ermordet wurde.



Autor/in: Heike Drummer / Jutta Zwilling
erstellt am 01.01.2010
 
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