Der Jugendsekretär des Zentralverbandes der Angestellten (ZdA) beschreibt die Reaktion auf den Aufruf des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) zur Teilnahme am 1. Mai 1933.
In den Zeitungen erscheint ein fadenscheiniger Aufruf der Zentrale der Freien Gewerkschaften zur Beteiligung an der braunen Verhöhnung des traditionsreichen Kampftages. In einem besonderen Rundschreiben der Zentrale werden wir aufgefordert, unsere Mitglieder zur Teilnahme aufzurufen. Das Verbandshaus solle die Fahnen des neuen deutschen Reiches, das Hakenkreuzbanner, hissen! Unser Gauleiter überläßt mir die Entscheidung (...)
Ich weigerte mich, die verhaßten Flaggen zu beschaffen. Auch hatte sich niemand von den befragten Angestellten zur Hissung des Schandfetzens bereit erklärt. Anderntags bringt unsere Putzfrau eine alte schwarz-weiß-rote Fahne aus dem Ersten Weltkrieg, die sie auch hissen wolle. Ich lehne ab, mit der Begründung, das Tuch sei ja so schmutzig und brüchig, daß ich eventuell wegen Verhöhnung des nationalen Gedankens belangt werden könne.
Die Jugendleitung berät unser Verhalten am 1. Mai. Wir beschließen, unsere aktiven Kollegen zur Sabotage der Nazifeier aufzufordern. Eine eigene Maifeier im Stadtwald als Demonstration für die gute Tradition des Maigedankens soll uns vereinen. Entschlossen, doch taktisch geschickt möge sich jeder von der offiziellen Feier lösen.
Aus: „Wir wollten die Welt verändern“. Stationen im Leben eines Altsozialisten, Frankfurt am Main 1987, S. 80
Der Jugendsekretär des Zentralverbandes der Angestellten (ZdA) beschreibt die Reaktion auf den Aufruf des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) zur Teilnahme am 1. Mai 1933.