Der Vormittag des zum Feiertag der Nationalen Arbeit erklärten 1. Mai 1933 sieht 26 im Stadtgebiet gleichzeitig stattfindende Kundgebungen, auf denen „die Wiedereingliederung des deutschen Arbeiters in das Volksganze“ pathetisch zelebriert wird.
Der seit etwa 1890 als Kampftag der Arbeiterbewegung international begangene Tag, wurde im April 1933 als Tag der Nationalen Arbeit Feiertag. Am 30. April fuhren 498 Lastkraftwagen (Zahlenangabe des Veranstalters) mit SA, SS, NSBO, HJ und uniformierten Parteigenossen für den Tag werbend durch die Stadt. Die 1. Mai-Plakette wurde von hunderten freiwilliger Helfer aus Partei und Bewegung verkauft. Der Verkaufserlös diente vor allem der Finanzierung des technischen Aufwandes an Beschallungsanlagen und der Herrichtung des Ostparks für die zentrale Abschlussveranstaltung am Abend.
Der ADGB hatte seine Mitglieder bereits Tage zuvor in der irrigen Hoffnung, sich auch so den neuen Machthabern genehm zu machen, zur Teilnahme aufgefordert. Die Anfang April gleichgeschaltete Industrie- und Handelskammer forderte die Betriebe zur Teilnahme auf. Das städtische Schulamt verfügte, dass alle Schülerinnen und Schüler vom zehnten Lebensjahr an teilzunehmen hätten und wies jeder Schule den Versammlungsplatz zu. Im Aufmarsch der Schulen bildeten die Mitglieder der HJ die Spitze. Überall flatterte die Hakenkreuzfahne voran.
Auch die Stadtverwaltung, 1933 etwa 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hatte geschlossen anzutreten. Der Vormittag des 1. Mai sah allein in der Frankfurter Innenstadt sieben gleichzeitige Kundgebungen auf dem Römerberg, vor dem Schauspielhaus, auf dem Opernplatz, vor dem Polizeipräsidium, am Hessendenkmal und an der Großmarkthalle. Auf dem Römerberg sprach der Oberbürgermeister und Frankfurter Kreisleiter der NSDAP. An der Fassade des Rathauses war so breit, wie es die Architektur zuließ, das Emblem des NSBO angebracht. Höhepunkt des Programms war die Weihe von zehn neuen NSBO-Fahnen.
Die NSBO sorgte für das geschlossene Antreten der Betriebsgefolgschaften. Auf den Märschen zu den Kundgebungsplätzen setzte sie sich an die Spitze, dann folgten die Betriebsführer und zum Schluss die nicht organisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Zeitzeuge erinnert sich, dass Gewerkschaftsjugendliche, die sich am 30. April im Taunus getroffen hatten, am frühen Morgen nach Frankfurt fuhren. Sie fürchteten Nachteile am Arbeitsplatz. Der Zeitzeuge blieb im Taunus. Er war arbeitslos. Programmpunkte aller Vormittagskundgebungen waren die Übertragung des Goebbelschen Appells an die Jugend und der Rede des Reichspräsidenten von Hindenburg aus Berlin.
Der Vormittag des zum Feiertag der Nationalen Arbeit erklärten 1. Mai 1933 sieht 26 im Stadtgebiet gleichzeitig stattfindende Kundgebungen, auf denen „die Wiedereingliederung des deutschen Arbeiters in das Volksganze“ pathetisch zelebriert wird.