Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts für die Wohlfahrtspflege – Übersicht und Geschichte nach 1933

Die Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts für soziale Zwecke wurden nach 1933 nach und nach aufgelöst, umbenannt oder in bestehende Stiftungen eingegliedert und auf nichtjüdische Empfänger beschränkt. Das Vermögen der meisten von ihnen fiel letzten Endes dem Deutschen Reich zu. Nur wenige Stiftungen wurden nach 1945 wiederbelebt.

Diese Übersicht zeigt, welche Entwicklung die zahlreichen Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege nach 1933 nahmen: Sie wurden aufgelöst, umbenannt oder in andere Stiftungen eingegliedert und ausschließlich für „deutsche Volksgenossen“ umgewidmet. Die meisten hatten ab 1939 ihre Erträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abzuliefern; 1939/40 wurden sie dann in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, eine Zwangsorganisation der Gestapo, eingegliedert, die ihr Vermögen 1943 an das Reich abgeben musste. Einige Stiftungen kehrten nach 1945 durch Satzungs-, teilweise auch Namensänderung zur ursprünglichen Zweckbestimmung zurück; andere konnten wiederbelebt werden.

 

Die Übersicht ist gegliedert in Stiftungen für die allgemeine Wohlfahrtspflege, für Krankenpflege, für Kinderpflege und Waisenfürsorge sowie für Frauen und Mädchen. Nach 1945 als selbstständige Einrichtungen fortbestehende oder wiederbelebte Stiftungen sind durch Fettdruck gekennzeichnet.

 

Allgemeine Wohlfahrtspflege

NameErrichtungZweckGeschichte nach 1933Almosenkasten der Israelitischen Gemeinde1845Unterstützung armer Angehöriger der Israelitischen Gemeinde, die mindestens zwei Jahre in Frankfurt gewohnt hattenStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertBeer-Sondheimer-Stiftung1918Unterstützung Frankfurter KriegsbetroffenerRestvermögen 1938 auf die Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenen-Stiftung (seit 1946 „Versehrten- und Hinterbliebenen-Stiftung“) übertragenModel S. Braunschweig-Stiftung Unbekannt1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertHenry und Emma Budge-Stiftung1920Ursprünglich: Fürsorge für Erholungsbedürftige, die von einer Krankheit genesen sind, je zur Hälfte für jüdische und christliche Beihilfeempfänger; ab 1928: Errichtung des Altersheims Edingerweg 91938 Trennung der jüdischen und nichtjüdischen Bewohner des Altersheims durch die Einrichtung von zwei Abteilungen; bis 1939 Verdrängung der jüdischen Bewohner; 1941 vom Regierungspräsidenten ohne Vorstandsbeschluss aufgelöst; 1951 wegen Rechtsfehlern bei der Auflösung wiederbelebt; Rechtsstreit zwischen Stadt Frankfurt, Stiftung und Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) 1956 durch Vergleich beigelegt, Stiftungsvermögen und Liegenschaft Edingerweg 9 an die Stiftung zurückerstattet; 1964 Verkauf der Liegenschaft an die Bundesvermögensverwaltung; 1968 Eröffnung des Altersheims Wilhelmshöher Straße 279 für jüdische und nichtjüdische BewohnerJachiel Cahn’sche Stiftung1793Schul- und Armenzwecke1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertSebastian und Julie Cahn’sche Familienstiftung1918Unterstützung bedürftiger Mitglieder der Familien Cahn und Hirschfeld1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertCohen-Kuhn’sche Stiftung für wohltätige Zwecke1912Beihilfen zur Beseitigung einer Notlage, zur Wiedererlangung der Gesundheit und zur Berufsausbildung1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertCreizenach-Stiftung1843Pensionszuschusskasse des Philanthropins (Versorgung der Witwen und Waisen früherer Lehrer, Unterstützung der im Amt befindlichen Lehrer, Zahlung von Zuschüssen zu den Ruhegehältern der Lehrer und Lehrerinnen sowie zu den Witwen- und Waisenpensionen, Unterstützung bei Sterbefällen)1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertLudwig und Emma Doctor-Stiftung Unterstützung unbemittelter JudenAntrag auf Genehmigung der Stiftung 1938 abgelehnt; 1986 errichtetPhilipp und Mathilde Ellinger-Stiftung Beihilfen zur Monatsmiete an bedürftige Personen, darunter zur Hälfte jüdische Bedürftige1939 Ablieferung der Stiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische WohlfahrtspflegeErholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer, Kantoren und Gelehrte Altersheim in Bad Ems1939 aufgelöst; Verkauf der Liegenschaft an die Stadt Bad EmsGans’sche Stiftung für die Polizei1910Unterstützung von mittleren und unteren Beamten des Frankfurter Polizeipräsidiums, die unverschuldet in wirtschaftliche Bedrängnis geraten waren1951 aufgelöstGoldschmidt-Bischoffsheim’sche Darlehenskasse1898Unverzinsliche Darlehen an bedürftige Frankfurter Einwohner, die unverschuldet in Not geraten waren, besonders auch zur Erlangung einer Lebensstellung, mindestens zur Hälfte an jüdische Bewerber1939–1946 in „Frankfurter Darlehenskasse“ umbenannt; 1954 aufgelöstB. H. Goldschmidt’sche Familienstiftung Unterstützung bedürftiger Familienmitglieder1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertSelig Meier Goldschmidt-Stiftung Fürsorgestiftung (genauer Stiftungszweck unbekannt)Wohl 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertHaas’sche Stiftung Bereitstellung von Bekleidung für bedürftige Personen1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertStiftung für Heimarbeiter1910Unterstützung von männlichen und weiblichen Heimarbeitern ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses1938 auf „deutsche Volksgenossen“ umgestellt; 1939 aufgelöst, Restvermögen auf die 1912 errichtete Heussenstamm-Stiftung übertragenIsaak Hertz’sche Stiftung1839Verwendung zum Seelenheil der Eltern des Stifters und zur Verteilung an bedürftige Anverwandte; Gewährung von Aussteuern an unbemittelte jüdische Mädchen, vorzugsweise an Verwandte1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertHerz-Marburger-Stiftung1916Unterstützung bedürftiger Juden1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertWilhelm und Marie (Mary) Hill-Stiftung1914Gewährung von Beihilfen, „um begabten Musikern die Lebenssorgen zu vermindern“1943 in die Kulturbeihilfe-Stiftung, die umbenannte Dr. med. Ernst Asch-Stiftung (s.o.), 1949 mit dieser in die 1912 errichtete Heussenstamm-Stiftung eingegliedertZachary Hochschild und Leo Ellinger-Stiftung1914Unterstützungskasse für aktive und frühere Angestellte der Metallgesellschaft und ihre Angehörigen im Falle einer unverschuldeten wirtschaftlichen Notlage, ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses1939 aufgelöstHöchberg-Straus’sche Familienstiftung1894Unterstützung bedürftiger Familienmitglieder1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertIsraelitisches Lehrerinnen- und Studentinnen-Heim1908Heim Rückertstraße 53 für deutsche israelitische Lehrerinnen, Erzieherinnen, Kindergärtnerinnen, Haus- und sonstigen Beamtinnen sowie andere weibliche Angestellte höherer Bildung, die in ihrer Arbeitsfähigkeit beschränkt waren1943 Verkauf des Heims durch die Reichsvereinigung der Juden an die Stadt FrankfurtKönigswarter’sche Familienstiftung1878Mietzuschüsse an ehrbare bedürftige Familien oder Einzelpersonen, die mindestens zehn Jahre in Frankfurt gewohnt hatten, davon zur Hälfte jüdische Empfänger1939 in den Allgemeinen Almosenkasten eingegliedert; das Haus der Stiftung (Lange Straße 1) wurde 1940 als Eigentum des Almosenkastens eingetragenStiftung der Juda Michael Kulp’schen Eheleute1893Beihilfen zur Zahlung des Mietzinses an verschämte israelitische ArmeDie Stiftungserträge wurden an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertEmil Ledner-Stiftung Unbekannt1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertDr. Siegfried Lindheimer-Stiftung1923Unterstützung bedürftiger Personen, in erster Linie Angehöriger des Mittelstandes, insbesondere erwerbsbehinderter Gelehrter, davon zu 2/3 Juden1940 aufgelöstAbraham und Julie Löwenstein’sche Familienstiftung1884Unterstützung bedürftiger Familienmitglieder, gegebenenfalls auch anderer bedürftiger Einwohner Frankfurts1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertArthur May’sche Stiftung1885Unterstützung verschämter Frankfurter Armer, die keine Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln erhielten, ohne Unterschied der Religion1938 aufgelöst, Restvermögen auf die Allgemeine Fürsorgestiftung der Stadt Frankfurt übertragenStud. jur. Arthur Mayer-Stiftung Unterstützung bedürftiger Studierender1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertWilhelm Merton-Stiftung1918Unterstützung an Angehörige der MetallgesellschaftRestvermögen 1938 auf die „Stiftung für Angestellte und Arbeiter der Metallgesellschaft AG“ übertragenLazarus und Hedwig Ochs-Stiftung Unbekannt1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertLeo Oppenheim’sche Stiftung1915Kriegsbeschädigten-Fürsorge1937 aufgehoben; Restvermögen auf die Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenen-Stiftung (seit 1946 Versehrten- und Hinterbliebenen-Stiftung) übertragenPalästina-Hilfsfonds  1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertIsaac Rapp’sche Stiftung1910Unterstützung armer Israeliten1941 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertMoritz Rapp’sche Stiftung1878Für Zwecke des Almosenkastens der Israelitischen Gemeinde, der Real- und Volksschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin), der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und des Rochus-Hospitals1940 aufgelöstFreiherrlich Amschel Mayer von Rothschild’sche Stiftung für arme Israeliten in Frankfurt am Main1857Unterstützung der armen Israeliten der Stadt Frankfurt; 1885 Erwerb des Rothschild’schen Stammhauses (Börnestraße 26) als VerwaltungssitzStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertMathilde von Rothschild’sche Armenstiftung1914Unterstützung von armen Israeliten zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertFreiherrlich Wilhelm Carl von Rothschild’sche Stiftung für wohltätige und gemeinnützige Zwecke1902Beihilfen für Miete und Heizmaterial für arme Leute ohne Unterschied des Bekenntnisses, die mindestens drei Jahre in Frankfurt ihren dauernden Wohnsitz hatten; Förderung der Fürsorge für die schulentlassene Jugend; Erwerb von Wohnhäusern für minderbegüterte Einwohner (1910 Errichtung des „Damenheims“ Hügelstraße 142–146)1939-1946 in „Stiftung für mildtätige Zwecke (Wohnhilfe-Stiftung)“ umbenannt; Heim 1940 an die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen verkauft, 1949 Rückübertragung gegen Erstattung des ursprünglichen KaufpreisesFreiherrlich Wilhelm und Mathilde von Rothschild’sches Altersheim1903Errichtung eines Heims für alleinstehende israelitische Frauen besserer Stände mit makellosem Lebenswandel (Zeil 92)1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedert. Das Grundstück Zeil 92 ging 1949 auf die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) über und wurde 1952 an das Kaufhaus Hansa (später Hertie, heute Karstadt) verkauft.Michael und Adelaide Rothschild geb. Honig und deren Kinder Josef und Emily- Stiftung1931Unterstützung von hilfsbedürftigen Israeliten im Alter und bei KrankheitStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertPhilipp und Jakob H. Schiff-Stiftung1921Kinder- und Altersfürsorge (zu gleichen Teilen); Hälfte der Erträge für den Almosenkasten der Israelitischen Gemeinde1942 wurde die Hälfte des Stiftungsvermögens an die Reichsvereinigung der Juden und je ein Viertel an die Allgemeine Fürsorgestiftung und die Jugendfürsorgestiftung der Stadt Frankfurt überwiesenHenry und Regine Seligmann’sche Stiftung1906Unterstützung unbemittelter Personen ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses, vor allem durch unentgeltliche Verteilung von Heizmaterial1935 aufgelöst, Restvermögen je zur Hälfte auf den Allgemeinen Almosenkasten und die Henry und Emma Budge-Stiftung (s.o.) übertragenDavid und Rosine Snatich’sche Stiftung1903Unterstützung israelitischer Glaubensgenossen durch Bewilligung von Unterrichtsstipendien, vorwiegend an Schüler der Israelitischen Volksschule, Geldbeihilfen und Gewährung von AussteuernStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertGeorg und Franziska Speyer-Stiftung für mittlere und untere Beamte des Frankfurter Polizeipräsidiums1909Unterstützung an mittlere und untere Beamte des Frankfurter Polizeipräsidiums und deren Witwen und Waisen1951 aufgelöst, Restvermögen auf den Allgemeinen Almosenkasten übertragenGeorg und Franziska Speyer-Fonds für die Unterstützung bedürftiger Mitglieder der Frankfurter Berufsfeuerwehr und deren Familienangehörigen1910Unterstützung bedürftiger Mitglieder der Frankfurter Berufsfeuerwehr und deren Familienangehörigen1940 in die Unterstützungskasse des Feuerlöschwesens eingegliedertM. J. Speyer’sche Stiftung Verteilung von Heizmaterial im Winter und von Mazzot zu Pessach1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertSiegmund Stern’sche Stiftung zu milden Zwecken1874Unterstützung Bedürftiger, insbesondere zur Erziehung armer israelitischer Kinder1939 Ablieferung der Erträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege; 1943 Eingliederung in den Allgemeinen Almosenkasten beschlossen und genehmigt, aber nicht durchgeführt; 1963 aufgelöst, Restvermögen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt für Zwecke des Kindergartens zur Verfügung gestelltGebrüder Sulzbach-Stiftung1872Unterstützung bedürftiger Familienangehöriger bzw. Armer der Israelitischen Gemeinde1954 aufgelöstRudolf Sulzbach-Stiftung zur Förderung junger Kaufleute1904Unterstützung und Ausbildung begabter junger Leute und hilfsbedürftiger ehemaliger Besucher der Frankfurter Börse1941 aufgelöst, Restvermögen auf die Jubiläumsstiftung der Handelskammer übertragenSussmann-Una-Stiftung1901Unterstützung bedürftiger israelitischer Männer, die länger als fünf Jahre in Frankfurt wohnten und einen streng religiösen Lebenswandel nach Maßgabe des traditionellen Judentums führtenStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertVerein zur Verteilung von Heizmaterial an israelitische Arme zu Frankfurt a.M.1763 (?)Verteilung von Kohlen und anderem Heizmaterial an Frankfurter israelitische Arme1940 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach aufgelöst oder in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertVersorgungsanstalt für Israeliten1845Heim für alte Israeliten (seit 1877 Röderbergweg 77)1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertDr. Arthur von Weinberg’sche Stiftung1933Linderung besonderer Notfälle bei lang andauernder Erwerbslosigkeit, Unterstützung von Angehörigen des verarmten Mittelstandes, Erholung von Müttern kinderreicher Familien1937 durch Auszahlung des Restkapitals aufgelöstJosef Wertheim’sche Zuwendung1896Zuwendung an die Aktienbaugesellschaft zur Unterstützung des Vereins für Ferienkolonien und des Vereins für Rekonvaleszenten-Anstalten1941 in die Jugendfürsorge-Stiftung eingegliedertWolf’sche Arbeiterunterstützungsstiftung Genauer Stiftungszweck unbekannt1938 aufgelöst

 

Krankenpflege

NameErrichtungZweckGeschichte nach 1933Stiftung „Allgemeines jüdisches Krankenhaus Schaare Zedek zu Jerusalem“1873Errichtung eines jüdischen Krankenhauses in Jerusalem1939 aufgelöstAug. und Sara Bender-Stiftung Krankenhilfe1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertMinka von Goldschmidt-Rothschild-Stiftung1905Ausbau und Erweiterung des Gumpertzschen Siechenhauses1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertGumpertz’sches Siechenhaus1888Unterkunft und Pflege für unbemittelte, dauerhaft kranke PersonenDas Gebäude Röderbergweg 62–64 wurde 1938 an das Hospital zum Heiligen Geist verkauft, 1944 zerstört. Vereinsvermögen 1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertIsraelitische Frauenkrankenkasse1761Beihilfen für Mitglieder in Krankheitsfällen1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertIsraelitische Männerkrankenkasse1738Pflege und Unterstützung in Erkrankungsfällen1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertEduard und Adelheid Kann-Stiftung1906Errichtung und Betrieb eines Erholungsheims für arme Israeliten in Oberstedten im Taunus1939 Verkauf des Genesungsheims an das Hospital zum Heiligen Geist; Stiftung 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedert; 1953 Gerichtsbeschluss, die Stiftung habe „als juristische Person nie aufgehört zu bestehen“; Rückerstattung und Verkauf des Grundstücks; 1968 Wiederaufnahme der Tätigkeit der StiftungKrankenhaus der Israelitischen Gemeinde  Mit dem Erlös aus dem Verkauf eines von Isaac Königswarter 1872 gestifteten Hospitals und weiteren Spenden konnte 1911–1914 ein neues Krankenhaus in der Gagernstraße 36 errichtet werden. Das Krankenhaus musste 1939 an die Stadt verkauft werden; mietweise Nutzung bis 1942; 1943 teilweise zerstört; 1945 Rückgabe an die Jüdische Gemeinde; 1952 Wiederherstellung als Alten- und Pflegeheim; 1975 Neubau eines Alten- und Pflegeheims mit AltenwohnanlageLinnick-Stiftung Freibett-Stiftung1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertFreiherr Mayer Carl von Rothschild’sche Stiftung „Carolinum“1890Zahnklinik (Theodor-Stern-Kai 7)1939 Streichung sämtlicher Hinweise auf die Stifterfamilie in der Satzung, aber Beibehaltung des Namens „Carolinum“; 1954 Neufassung der SatzungGeorgine Sara von Rothschild’sche Stiftung1870Errichtung eines Hospitals für unbemittelte jüdische Kranke, das streng nach den religiösen Vorschriften des orthodoxen Judentums geführt werden sollte1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedert; 1942 Verkauf der Liegenschaften (u.a. Röderbergweg 93 und 97) der Stiftung an die Stadt; 1967 wiederbelebt als „Georgine Sara von Rothschild’sche Stiftung zur Förderung von Krankenbetreuung für Israeliten in Frankfurt am Main“M. A. von Rothschild’sche Lungenheil-Anstalt1903Errichtung eines streng nach gesetzestreuen Grundsätzen geführten Sanatoriums für Lungenkranke1939 Übernahme des Sanatoriums in Nordrach im Schwarzwald durch die Gestapo; 1953 Verkauf des Grundstücks; 1955 Wiederbelebung als „M. A. von Rothschild’sche Gedächtnisstiftung“ mit Sitz in Karlsruhe und dem Zweck, bedürftigen Juden ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit oder des Wohnsitzes die Unterbringung in einem rituell geführten Heim oder ein Heilverfahren zu ermöglichenGeorg und Franziska Speyer’scher Fonds zur Unterstützung unheilbar Kranker und deren Angehöriger1909Gewährung völlig oder teilweise unentgeltlicher Verpflegung in geeigneten hiesigen oder auswärtigen Krankenhäusern und Pflegeanstalten, von Beihilfen zum Aufenthalt in Bädern oder zu anderen Aufwendungen für Krankenpflege sowie zur häuslichen Pflege1939 in „Stiftung für Kranke und Sieche“ umbenannt; 1942 in die Allgemeine Fürsorgestiftung eingegliedert

 

Kinderpflege und Waisenfürsorge

NameErrichtungZweckGeschichte nach 1933Max und Rosalie Budge-Stiftung1915Unterstützung armer Kinder, zu 1/3 für israelitische, zu 2/3 für christliche Kinder; Brautlegate an unbemittelte jüdische Mädchen; Sonderunterstützungen je zur Hälfte an Christen und JudenStiftungserträge 1939 an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1955 in die Henry und Emma Budge-Stiftung eingegliedertClementine-Kinderhospital1875Kostenlose Aufnahme von Mädchen im Alter von 5 bis 15 Jahren ohne Unterschied des Standes und der Konfession im Mädchenhospital an der Bornheimer LandwehrAb 1928 Fortführung des Krankenhauses durch den „Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz“; Änderung des Namens in „Clementine-Kinderhospital“, da nunmehr Aufnahme von Kindern beiderlei Geschlechts und jeden Alters gegen Pflegegeld; 1935 Umbenennung in „Krankenhaus Maingau vom Roten Kreuz“; 1938 Auflösung der Stiftung; Fortführung des Krankenhauses unter Beschränkung auf „deutschblütige“ Kinder; 1943 Zerstörung des Krankenhauses; 1948 Wiedererrichtung der Stiftung unter dem Namen „Clementine-Kinderhospital“, Verkauf des Grundstücks an der Bornheimer Landwehr an die Stadt Frankfurt, Errichtung eines neuen Kinderkrankenhauses auf dem Grundstück der Dr. Christ’schen Stiftung, Theobald-Christ-Str. 16; 1975 Zusammenlegung der Stiftung mit der 1845 errichteten Dr. Christ’schen Stiftung (Kinderhospital und Entbindungshaus)Deutsch-Israelitisches Kinderheim Diez an der Lahn1886Erziehung von Waisenknaben und verwahrlosten Knaben armer Eltern aus dem ganzen Deutschen Reich im Kinderheim Diez an der Lahn, Schlossberg 23Nach 1933 gewaltsame Übernahme des Kinderheims durch NS-Behörden (Dokumente, S. 293)Raphael und Jeanette Ettlinger-Heim e.V.1910Unterkunft, Verpflegung und ärztliche Behandlung für körperlich schwächliche Kinder jüdischen Glaubens im Alter von 5 bis 14 Jahren im Heim Kapellenstraße 12, Hofheim am Taunus1939 wohl Verkauf an das Fürsorge- und das Gesundheitsamt der Stadt FrankfurtHeidelbach-Stiftung1909Schenkung an den Krippen-Verein e.V. zur Errichtung einer Kinderkrippe und einer Säuglingsmilchküche1920 Übernahme des Krippen-Vereins e.V. durch das Jugendamt der Stadt Frankfurt; Errichtung einer Kinderkrippe Frankenallee 111; 1936 Aufhebung der Stiftung, Restvermögen auf die Jugendfürsorge-Stiftung übertragenMax und Elise Heim-Stiftung1936Unterstützung hilfsbedürftiger israelitischer Waisen und verwahrloster KinderErrichtungsgenehmigung 1936 verweigert; Vermögen auf die Louis Mayer Maas’sche Stiftung (s. Erziehungsstiftungen) übertragenIsraelitische Waisenanstalt1874Aufnahme von unbemittelten israelitischen Waisenkindern aus Frankfurt und Umgebung und Erziehung nach den Grundsätzen des traditionellen Judentums im Waisenhaus Röderbergweg 871939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedert; 1942 Verkauf der Liegenschaft an die Stadt FrankfurtWilhelm und Adele Katzenstein-Stiftung1896Unterstützung armer kranker Kinder (Krankenpflege, Erholung); Stipendien zur Erlernung eines Handwerks (interkonfessionelle Stiftung)1938 aufgelöst; Restvermögen je zur Hälfte auf die Jugendfürsorge-Stiftung und die Allgemeine Ausbildungsstiftung übertragenDr. Karl und Mathilde Kaufmann-Stiftung1916Behandlung von Kindern jeden Alters und Glaubens in Krankheitsfällen, Erholungsaufenthalte1939 Stiftungsvermögen auf die Jugendfürsorge-Stiftung übertragenLeopold H. Kaufmann-Stiftung1916Errichtung eines Erholungsheims für Kinder in Bad Sodenthal im Spessart1939 Restvermögen der Stiftung in die Jugendfürsorge-Stiftung eingegliedertHertz Markus und Helene Oppenheimer’sche Stiftung1902Stipendien an verwaiste Studierende, besonders für die Ausbildung zum Rabbiner oder Lehrer; Unterstützung von Witwen und Waisen1941 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertMoritz und Johanna Oppenheimer’scher Kindergarten1890Kindergarten für Kinder unbemittelter Israeliten im Alter von drei bis sechs Jahren1906 Neubau Baumweg 5–7; 1938 Auflösung des Kindergartens bzw. später Eingliederung in die Reichsvereinigung der Juden; nach 1945 Baumweg 5–7 erster Verwaltungssitz der wiederrichteten Jüdischen Gemeinde; bis heute SynagogeMathilde von Rothschild’sches Kinderhospital1903Unterhaltung eines Kinderhospitals für unbemittelte israelitische Kinder im Röderbergweg 1091940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedert; Liegenschaft 1942 an die Stadt Frankfurt verkauft; Bemühungen zur Wiederbelebung der Stiftung 1985 endgültig abgelehntSiegmund Stern’sche Waisenstiftung1872Verpflegung und Erziehung unbemittelter elternloser israelitischer Kinder, unter Umständen auch nichtisraelitischer KinderStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertStiftung für gebrechliche oder verwahrloste bedürftige israelitische Kinder1881Stiftungszweck nach dem Ersten Weltkrieg Ausbau des Kinderhortes für Knaben und Mädchen in der Bleichstraße 8; Vereinsname geändert in „Stiftung zur Erziehung geistig oder körperlich gefährdeter israelitischer Kinder (Israelitischer Kinderhort)“Vermutlich 1939 aufgelöst

 

Frauen und Mädchen

NameErrichtungZweckGeschichte nach 1933Dreifuß-Jeidel’sche Stiftung Vermächtnis an den Verein zur Aussteuerung hiesiger israelitischer BürgertöchterNach 1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertJakob Löb Henoch Epstein-Stiftung1855Brautaussteuern und Schul- oder Lehrgeldbeihilfen an Verwandte mosaischen Glaubens des Stifters oder seiner Ehefrau, unter Umständen auch an Nichtverwandte1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertFritz und Auguste Gans’sche Stiftung1909Stiftung zugunsten erholungsbedürftiger KrankenpflegerinnenStiftungserträge an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1939 aufgelöst, Restvermögen je zur Hälfte auf das Hospital zum Heiligen Geist und den Verein jüdischer Krankenpflegerinnen übertragenM. H. Güldenstein’sche Stiftung1827Aussteuer für ein Mädchen aus der Verwandtschaft des Stifters, ansonsten abwechselnd zur Aussteuer eines Mädchens aus der Frankfurter und der Hanauer Israelitischen Gemeinde; Holzverteilung an Hanauer israelitische Arme1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertBeer Löb Isaac zur Kann’sche Stiftung1780 (?)Brautlegate an arme Mädchen der Frankfurter Israelitischen Gemeinde1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertJette Samuel Leibnick’sche Stiftung Brautlegate an arbeitsunfähige Israeliten, bevorzugt an Bewerber aus Hofheim im Taunus1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertLudwig Leser’sche Stiftung1865Aussteuern, Unterstützungen und Beihilfen für Mädchen, die von den Eltern des Stifters abstammen, nach Aussterben der Familie an Angehörige der Israelitischen Gemeinde Frankfurt1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertMaria und Toni Lindheimer’sche Stiftung1917Unterstützung unbemittelter weiblicher Personen, vorzugsweise unverehelichter, die das 45. Lebensjahr vollendet hatten und seit fünf Jahren in Frankfurt-Bockenheim wohnten1939 in die Emil-Eysen-Stiftung eingegliedertNobel-Stiftung Vereinigung von jüdischen Mädchen1939 aufgelöst, Restvermögen an die Jüdische Wohlfahrtspflege überwiesenSalomon Oppenheim’sche StiftungVor 1845Aussteuer für eine Waise, bevorzugt aus der Verwandtschaft des StiftersSchicksal nach 1937 ungeklärtFreiherr Amschel Mayer von Rothschild’sche Stiftung zur Ausstattung unbemittelter israelitischer Jungfrauen1855Aussteuer für eine unbescholtene israelitische JungfrauStiftungserträge 1939 an den städtischen Beauftragten für die jüdische Wohlfahrtspflege abgeliefert; 1940 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertLöb Lazarus Schloss’sche Stiftung1784Ausstattung eines armen Mädchens von 18 bis 30 Jahren unter Bevorzugung von Verwandten des Stifters bzw. einer Waise oder einer Halbwaise; Geldverteilung an Frankfurter Arme zum Osterfest; Zuwendungen an die Frankfurter milden Stiftungen1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertModel Samuel Schuster’sche Stiftung1829Aussteuer für ein unbescholtenes Mädchen, vorzugsweise aus der Verwandtschaft des StiftersNach 1939 in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedertPhilipp und Charlotte Speyer’sche Stiftung1877Heim in der Rückertstraße 49 für Mädchen von 14 bis 24 Jahren, die sich in Frankfurt oder der näheren Umgebung einem mehr als Elementarbildung erfordernden Beruf widmetenWohl 1939 aufgelöstNathan Ursel’sche Stiftung1781Unterricht; Geldverteilung an arme WitwenSchicksal nach 1939 ungeklärtVerein zur Aussteuerung hiesiger israelitischer Bürgertöchter e.V.1790 (?)Aussteuern für Mädchen und Frauen zwischen 17 und 45 JahrenSchicksal nach 1939 ungeklärtWorms’sche Stiftung1812 (?)Aussteuer für ein Mädchen unter Bevorzugung von Verwandten1939 von der Jüdischen Gemeinde verwaltet, danach wohl in die Reichsvereinigung der Juden eingegliedert

 

Literatur:

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main. Stiftungen, Schenkungen, Organisationen und Vereine mit Kurzbiographien jüdischer Bürger, dargestellt von Gerhard Schiebler. Hrsg. von Arno Lustiger im Auftrag der M. J. Kirchheim’schen Stiftung in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1988

Gutes stiften – Gutes schaffen. Wegweiser zu Frankfurter Stiftungen. Hrsg. vom Arbeitskreis „Initiative Frankfurter Stiftungen“. Frankfurt am Main 1996

Bruno Müller: Stiftungen für Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1958

Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Hrsg. von der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden. Bearb. von Dietrich Andernacht und Eleonore Sterling. Frankfurt am Main 1963. S. 118–162

Die Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts für soziale Zwecke wurden nach 1933 nach und nach aufgelöst, umbenannt oder in bestehende Stiftungen eingegliedert und auf nichtjüdische Empfänger beschränkt. Das Vermögen der meisten von ihnen fiel letzten Endes dem Deutschen Reich zu. Nur wenige Stiftungen wurden nach 1945 wiederbelebt.



Autor/in: Michael Lenarz
erstellt am 24.08.2003
 

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