Tod in Theresienstadt: Karl Herxheimer

Karl Herxheimer, Fotografie um 1914

Nach einer Anfrage des Kurators der Universität bei der Gestapo wird der emeritierte Professor Karl Herxheimer nach Theresienstadt deportiert.

 

Karl Herxheimer war von 1894 bis zu seiner Emeritierung 1930 Direktor der Städtischen und ab 1914 der Universitätsklinik für Haut und Geschlechtskrankheiten. 1914 erhielt er das Ordinariat für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Herxheimer brachte 1914 seine wissenschaftlichen Sammlungen als Stiftung in die Universität ein. Er war einer der führenden Dermatologen seiner Zeit. Besondere Bedeutung hatte er in der Syphilis-Therapie. Mit der Entdeckung des Salvarsans 1907 durch Paul Ehrlich im Frankfurter Institut für experimentelle Therapie stand erstmals ein Heilmittel gegen die weltweit verbreitete Seuche zur Verfügung. 1909 übertrug Herxheimer die von ihm begründete Hautklinik an die Stadt und stellte Mittel zur Behandlung Bedürftiger zur Verfügung. Herxheimer, der 1914 zum Königlich Preußischen Geheimen Medizinalrat ernannt worden war und für die Gründung der Universität 100.000 Mark stiftete, galt als hervorragender Therapeut. Sein vom Wohl seiner Patienten bestimmtes ärztliches Ethos machte den „Geheimrat Herxheimer“ in den Jahrzehnten seines Wirkens zu einer Frankfurter Institution.

 

Aus den Jahren nach 1933 ist die Anekdote überliefert, ein Straßenbahnschaffner habe dem ihm wohlbekannten Herxheimer gesagt, er könne nicht auch noch gehen und er hätte doch soviel für Frankfurt getan, dass ihm sicher nichts geschehen werde. Umgekehrt hing Herxheimer an Frankfurt. Er weigerte sich nach 1933 zu emigrieren, auch nach dem Novemberpogrom 1938, als ihm ein Angebot aus der Schweiz vorlag.

 

Am 24. August 1942 schrieb August Wisser, der Kurator der Universität an die Frankfurter Gestapo: „Der ehemalige jüdische Universitätsprofessor Dr. Karl Israel Herxheimer, wohnhaft hier Friedrichstraße 26 I, Kenn-Nummer Q 02182 bezieht aus der hiesigen Universitätskasse staatliche Versorgungsbezüge. Zur Vermeidung von Überzahlungen bitte ich um eine Mitteilung hierher, falls Herxheimer evakuiert werden sollte.“ Drei Tage später wurde der 81-jährige nach Theresienstadt deportiert, wo er am am 6. Dezember 1942 starb.

 

In die Personalakte Herxheimers heftete der Kurator eine handschriftliche Notiz ein: „1. Die Staatspolizei Frankfurt a. M. teilt heute fernmündlich mit, dass der emeritierte Professor Dr. Karl Israel Herxheimer am 1. September 1942 evakuiert worden ist. 2. An die Universitätskasse, hier. Der emeritierte Professor Dr. Karl Israel Herxheimer ist lt. fernmündlicher Mitteilung der Staatspolizei Frankfurt a. M. am 1. September 1942 evakuiert worden. Die Universitätskasse wird angewiesen, ab diesem Zeitpunkt die Zahlung der Bezüge einzustellen.“

Nach einer Anfrage des Kurators der Universität bei der Gestapo wird der emeritierte Professor Karl Herxheimer nach Theresienstadt deportiert.



Autor/in: Jürgen Steen
erstellt am 01.01.2003
 

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