Biographische Hinweise zu Fritz Bauer, der als hessischer Generalstaatsanwalt Initiator des Auschwitz-Prozesses war.
Fritz Bauer war „einer der großen deutschen Juristen und Justizreformer“ der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. 1903 wurde er in Stuttgart als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Mit 17 Jahren trat er der SPD bei. Er studierte Jura und wurde 1930 beim Amtsgericht in Stuttgart der jüngste Amtsrichter Deutschlands. Er war Mitbegründer des demokratischen Republikanischen Richterbundes in Württemberg, setzte sich für Freiheits- und Menschenrechte ein. In den letzten Jahren der Weimarer Republik kämpfte er aktiv für die Demokratie und gegen den Nationalsozialismus. Er war seit 1930 in Stuttgart Vorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einer antinationalsozialistischen Organisation zur Verteidigung der Demokratie. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Fritz Bauer von seinen politischen Gegnern, denen er als politisch aktiver Sozialdemokrat verhasst war, verhaftet und für neun Monate im Konzentrationslager Heuberg und in der Strafanstalt Ulm eingesperrt. In dieser Zeit entfernten ihn die Nationalsozialisten auch aus dem Staatsdienst. Als ihm 1936 eine neue Verhaftung durch die Gestapo drohte, entschloss er sich, nach Dänemark zu fliehen. In Kopenhagen engagierte er sich weiter politisch gegen die Nationalsozialisten – auch nachdem Dänemark im April 1940 von deutschen Truppen besetzt worden war. Im Herbst 1943, als die dänischen Juden nach Auschwitz deportiert werden sollten, konnte Fritz Bauer untertauchen. Die Hilfe dänischer Fischer, die verfolgte Juden mit ihren Booten nach Schweden brachten, rettete ihm das Leben. In Stockholm gründete er mit Willy Brandt zusammen die Zeitschrift "Sozialistische Tribüne". 1944 erschien in Stockholm sein Buch "Kriegsverbrecher vor Gericht", das ein Jahr später auch auf Dänisch und Deutsch herauskam und in dem er sich mit den Aufgaben und Problemen der von den Alliierten geplanten Kriegsverbrecherprozessen auseinandersetzte.
1949 kehrte Fritz Bauer mit großen Hoffnungen und konkreten Vorstellungen darüber, wie die neue demokratische Justiz und ein reformiertes Strafrecht in einem demokratischen Land aussehen sollten, nach Deutschland zurück. „Ich wollte ein Jurist sein, der dem Gesetz und Recht, der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippenbekenntnisse leistet.“ Fritz Bauer ging es vor allem um den Aufbau einer humanen Rechtsordnung. Er wurde Landgerichtsdirektor und ein Jahr später Generalstaatsanwalt in Braunschweig. 1956 wurde er vom hessischen Ministerpräsidenten als Generalstaatsanwalt für Hessen nach Frankfurt berufen, das heißt er war der oberste öffentliche Ankläger des Landes Hessen. Gerade aber in der Justiz, wo viele Juristen tätig waren, die der Nazi-Diktatur gedient hatten, hatte Fritz Bauer mit seinen demokratischen Grundsätzen einen schweren Stand. Der größte Erfolg für Fritz Bauer war die Initiierung und Realisierung des Auschwitz-Prozesses.
Leicht gekürzter Text aus: Monica Kingreen, Der Auschwitz-Prozess 1963–1965. Geschichte, Bedeutung und Wirkung, (Pädagogische Materialien Nr. 8, Fritz Bauer Institut), Frankfurt am Main, 2004, S.11-12
Biographische Hinweise zu Fritz Bauer, der als hessischer Generalstaatsanwalt Initiator des Auschwitz-Prozesses war.