Der Luftangriff auf das Stammwerk von Hartmann & Braun

Operationsbefehl 214, Hauptquartier der 8. Armee der Luftwaffe, Kopie Nr. 24 für das Generalkommando der Luftwaffe, 28. März 1944 (Ausschnitt), Air Force Historical Research Agency, Maxwell Air Force Base, Alabama, USA

Ansicht des zerstörten Stammwerks von Hartmann & Braun an der Gräfstraße 1949, zeitgenössische Fotografie, HB-Werkfoto Nr. 22888

Das Straßenbahndepot Bockenheimer Warte mit dem zerstörten Werkstättengebäude nach dem Luftangriff vom 8. Februar 1944, zeitgenössische Fotografie, HB-Werkfoto Nr. 37546

Grundriss des Werkes Gräfstraße von Hartmann & Braun mit der Unterscheidung zwischen zerstörten, beschädigten und unversehrt gebliebenen Werksgebäuden vom 8. Mai 1944, H & B Firmengeschichtliche Dokumentation 8. 2. 1944

Am 8. Februar 1944 verwechselt das angreifende Bombengeschwader das Stammwerk von Hartmann & Braun in Bockenheim mit dem Teves-Werk im Gallusviertel. Nach den Lösch-, Bergungs- und Räumarbeiten werden 165 Tote und etwa 200 Schwerverletzte gezählt.

 

Beim Angriff am 8. Februar 1944 bombardieren 81 B-17 Bomber der 8. Armee der US-Luftwaffe zwischen 11.30 und 12 Uhr in zwei Wellen das Stammwerk von Hartmann & Braun zwischen Gräfstraße, Falkstraße und Leipziger Straße in Bockenheim. Der Operationsbefehl hatte als eines von mehreren Angriffszielen eigentlich das Teves-Werk im Gallusviertel vorgesehen, das Komponenten für Flugzeugmotoren herstellte. Alternativ war je nach Bewölkung und Sichtverhältnissen die Bombardierung der Frankfurter Ausbesserungswerkstätten der Reichsbahn vorgesehen. Verschiedene Geschwader des Verbandes sollten neben Frankfurter Zielen Abschussrampen für die V 1 im Pas-de-Calsis bombardieren. Die Taktik, in Großverbänden die Kanalküste zu überfliegen und erst über dem Kontinent geschwaderweise auf verschiedene Angriffsziele abzudrehen, hatte zwei Gründe. An der Kanalküste waren deutsche Flak und Jägerstaffeln konzentriert. Zweitens ließ das späte Abdrehen den Gegner lange über die tatsächlichen Angriffsziele im Unklaren. Er musste an allen Zielpunkten, die in Frage kamen, Alarm auslösen. Zu Beginn des Krieges wurde im Alarmfall sofort die Produktion in den Fabriken eingestellt und mit der Evakuierung von Krankenhauspatienten in die Luftschutzkeller oder Bunker begonnen. Später geschah dies erst bei Vollalarm, der ausgelöst wurde, wenn das Angriffsziel erkannt war. Mit der Verkürzung der Zeitspannen, bis die Bomben fielen, stieg die Bedrohung durch den Luftkrieg. Zerstört wird das Markus-Krankenhaus, das in der Falkstraße unmittelbar an das Werksgelände von Hartmann & Braun anschloss. Auch Pokorny & Wittekind und die Bauersche Gießerei werden verwüstet, Sophienschule und Falkschule beschädigt.

 

Das Werk von Hartmann & Braun erhält in den knapp 20 Minuten, die der Angriff dauert, 25 Volltreffer. Zahlreiche Gebäude brennen. Luftschutzkeller werden direkt getroffen. Der vierstöckige Veifa-Bau fällt in sich zusammen, Deckentrümmer und Maschinen stürzen auf den Luftschutzkeller 11.
Die Wasserversorgung fällt aus, Langzeitzünder und Sprengschäden blockieren Zufahrtswege. Das Löschwasserbecken an der Falkstraße läuft nach einem Bombentreffer aus. Gelöscht wird mit dem Wasser aus dem Teich des Palmengartens und eines vollgelaufenen Bombentrichters in der Falkstraße. Die Lösch- und Bergungsarbeiten dauern bis 20 Uhr. 165 tote Beschäftigte werden gezählt, etwa 200 sind schwer verwundet.

 

Das Werk ist verwüstet. Spezialmaschinen, Norm- und Eichgeräte sind bereits seit 1942 ausgelagert. Jetzt werden Vorstand, Verwaltung und Personalabteilung nach Oberursel verlegt, Laboratorien und Konstruktionsbüro nach Jügesheim, Obertshausen und Hausen im Landkreis Offenbach.

 

 

Am 8. Februar 1944 verwechselt das angreifende Bombengeschwader das Stammwerk von Hartmann & Braun in Bockenheim mit dem Teves-Werk im Gallusviertel. Nach den Lösch-, Bergungs- und Räumarbeiten werden 165 Tote und etwa 200 Schwerverletzte gezählt.



Autor/in: Jürgen Steen
erstellt am 01.01.2003
 

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