Die Umbenennung von Straßen und Plätzen

Einband der eigens zur Umbenennung von Straßen angelegten Akte des Siedlungsamtes. Mit Akribie verfolgte die Stadtverwaltung die Umbenennung von Straßen und Plätzen. In dieser Akte sind eingehende genealogische und biographische Recherchen dokumentiert, um die mögliche jüdische Herkunft oder eine missliebige politische Tätigkeit eines Namenspatrons ausschließen zu können.

Rückbenennungen bedürfen einer Orientierungshilfe. Szene am Schillerdenkmal auf dem Rathenauplatz 1946.

Undatierter Zeitungsausschnitt, vermutlich aus dem Frankfurter Volksblatt (ISG, Stadtvermesssungsamt 428). 1934, als in der Parteipresse dieser Aufruf Hitlers wiederholt veröffentlicht wurde, waren in den Städten und Gemeinden des Deutschen Reiches bereits zentrale Straßen oder Plätze nach Hitler oder auch nach Göring umbenannt worden. Trotz dieses Aufrufs wurden historische Straßenbezeichnungen willkürlich geändert.

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein gaben Hausnamen den Bürgern und fremden Besuchern eine Orientierungshilfe, sich in der Stadt zurechtzufinden. Straßennamen wurden zwar hin und wieder verwendet, sie waren aber in der Regel nicht amtlich und bezogen sich meist auf die Besonderheiten der Straße, so zum Beispiel die „Zeil“ wegen der einseitigen Bebauung, oder auf die Verwendung des Platzes, wie zum Beispiel der „Markt“. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Benennungen der Straßen durch die Verwaltungen bzw. durch den Staat festgelegt. In Preußen, zu dem Frankfurt am Main seit 1866 gehörte, war die Straßenbenennung sogar eine polizeiliche Angelegenheit. Auch nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 reklamierte die Polizei diese Zuständigkeit für sich. Durch den Erlass des Preußischen Ministers des Innern vom 9. Mai 1933 wurde den Städten und Gemeinden lediglich ein Mitwirkungsrecht zugestanden. Erst 1939 wurde den Kommunen die volle Zuständigkeit für die Straßenbenennungen erteilt.
 

Die Bewohner und Bewohnerinnen identifizieren sich von jeher mit dem Namen „ihrer“ Straße. Diese Identifikation wurde zu allen Zeiten als Potential der politischen Kultur oder aber auch als Demonstration der Macht genutzt. So sollten in der Weimarer Republik die „monarchistischen“ durch „republikanische“ Straßennamen ersetzt werden. Als Beispiel kann hier die Stresemannallee genannt werden, die immerhin noch bis Ende 1929 nach dem letzten deutschen Kaiser Wilhelmstraße hieß. Dass eine Umbenennung nicht immer gelang, zeigt uns die „Kaiserstraße“, die (wenn auch nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig in Friedrich-Ebert-Straße umbenannt) unbeschadet aller politischen Veränderungen heute immer noch so heißt.
 

Schon bald nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten benannte die Frankfurter Stadtverwaltung einige Straßen, Plätze und Brücken um. Nach dem Willen der preußischen Landesregierung sollten sich die Umbenennungen auf die Straßen und Plätze beschränken, die „vor der nationalen Erhebung … zur Verherrlichung des Marxismus und seiner Vertreter“ geändert worden sind. Daran hielt sich die Stadtverwaltung konsequent: So verschwanden die August-Bebel-Straße, die Lassallestraße, die Karl-Marx-Straße, die Friedrich-Engels-Straße, die Liebknechtstraße. Hitler formulierte es noch weitgehender: „Es ist unsere Ehrenpflicht, die Namen der Novemberverbrecher von unseren öffentlichen Straße und Plätzen zu entfernen.“ Danach mussten beispielsweise die Straßen, die nach den von ehemaligen Offizieren ermordeten Politikern Matthias Erzberger und Walther Rathenau benannt waren, umbenannt werden. Wie die nachstehende Liste zeigt, beschränkten sich die Umbenennungen aber nicht nur darauf, diesen Personen- oder Themenkreis aus der Erinnerung der Bevölkerung zu verbannen. Die neuen Straßennamen sollten neue Identifikationen und eine neues Geschichtsbewusstsein schaffen. Neben Hitler und Göring, waren die ersten Umbenennungen vor allem dem Kreis der Wegbereiter und Vorkämpfer des Nationalsozialismus, insbesondere den „Märtyrern“ oder „Blutopfern der NS-Bewegung“ (z. B. Albert Leo Schlageter, Horst Wessel, Herbert Norkus), sowie Offizieren des Ersten Weltkrieges (z. B. Erich von Ludendorff, Freiherr von Richthofen) gewidmet. Offenkundig politisch-programmatische Forderungen zur Revision des Versailler Vertrages waren die Benennungen der Straßen nach den ehemaligen deutschen Kolonien oder Kolonialisten (z. B.Togoweg, Neu-Guinea-Weg, Lettow-Vorbeck-Straße). Wenn auch in der ersten Welle der Umbenennungen bemerkenswert wenige Straßen, die an prominente Juden erinnerten, umbenannt wurden, blieben die judenfeindlichen Absichten deutlich. Mit der Umbenennung der Rothschildallee in deutschtümelnd „Karolingerallee“ sollte das „internationale Finanzjudentum“ mehr als nur symbolisch getroffen werden.
 

Eine zweite Phase der Straßenumbenennung wurde 1934 durch die Einberufung eines „Straßenbenennungsausschusses“ eingeleitet, der dafür zu sorgen hatte, dass in der Neuauflage des Adressbuches die Straßen, die noch nach „Nichtariern“ benannt waren, nicht mehr aufzunehmen bzw. umzubenennen waren. Der Runderlass des Reichsministers des Inneren vom 27. Juli 1938 machte die Umbenennung von Straßen, die „nach Juden und jüdischen Mischlingen I. Grades“ benannt waren, reichsweit zur Pflicht. Letztlich wurden in Frankfurt am Main zwischen 1933 und 1945 insgesamt 44 Straßen umbenannt, deren Namenspatrone Juden waren. Nicht nur die nationalsozialistisch dominierte Stadtverwaltung betrieb die Umbenennung von Straßen. Die Front gegen die Weimarer Republik war breit: So forderte der Frauenbund der deutschen Kolonialgesellschaft bereits wenige Wochen nach dem Umsturz nachdrücklich die Rückbenennung der Stresemannallee in Wilhelmstraße. Der Sudetendeutsche Heimatbund verlangte, „sudetendeutsche Städte- und Landschaftsnamen oder Namen hervorragender sudetendeutscher Persönlichkeiten zu berücksichtigen“. Auch unmittelbar aus der Bevölkerung kamen Forderungen. So wollte ein Sachsenhäuser gleich die die „ganze weiteste Umgebung verschandelnde ‚Zuchthaus-Mauer’ um den alten Judenfriedhof bei der Synagoge am Börne-Platz“ beseitigt wissen. Am Straßennamen Börne-Platz stieß sich der Briefschreiber bemerkenswerter Weise nicht.

Förmlich beendet wurden die Straßenumbenennungen durch den Runderlass des Reichsinnenministeriums vom 30. August 1939, der für den bevorstehenden Krieg die „Verwaltung im gemeindlichen Bereich“ vereinfachen sollte. Dank dieses Erlasses blieb die Zillestraße bei ihrem Namen, obwohl die Kunst des sozialkritischen Karikaturisten Heinrich Zille als „entartet“ galt. Ein weiterer Erlass vom 19. Oktober 1940 verfügte, dass Straßenbenennungen nach verdienten Offizieren bis nach Kriegsende zurückgestellt werden sollten.

 

Name vor der UmbennungErläuterungenJahrName in der NS-ZeitErläuterungenJahrRückbennung  ab 1945
August-Bebel-Str.August Bebel (1840-1913), Politiker, gründete 1869 mit Wilhelm Liebknecht die sozialdemokratische Arbeiterpartei, Mitglied des Reichstagesvor 1928Kolmarer Str. Stadt im Elsass19331945 in August-Bebel-Str.
Buchenrodestr.Nach dem der jüdischen Familie Weinberg gehörenden Haus „Buchenrode“1923---Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens1936Wiederherstellung der ursprünglichen Widmung
BörneplatzDr. Carl Ludwig Börne (1786-1837), eigentlich Juda Löb Baruch, Schriftsteller, jüdischer Herkunft, Übertritt zum christlichen Glauben, gilt als „Vater des deutschen Journalismus“1885Dominikanerplatznach dem Dominikanerkloster19351978 in Börneplatz
Börnestr.Dr. Carl Ludwig Börne (1786-1837), eigentlich Juda Löb Baruch, Schriftsteller, jüdischer Herkunft, Übertritt zum christlichen Glauben, gilt als „Vater des deutschen Journalismus“1888Großer Wollgrabennach dem alten Stadtgraben19351945 in Börnestr., 1979  in An der Staufenmauer 
BörsenplatzNach dem seinerzeit dort neu errichteten Börsengebäude1878Platz der SASA (Sturmabteilung), 1921 gegründete paramilitärische Organisation der NSDAP19371945 in Börsenplatz
Carl-von-Weinberg-Str.Dr. h. c. Carl von Weinberg (1861-1943) Kaufmann, Industrieller und Stifter jüdischen Glaubens. War 1919 Mitglied der deutschen Delegation bei den Versailler Friedensverhandlungen1930Ferdinand-Runge-Str.Prof. Ferdinand Runge (1795-1867), Entdecker des Anilins und der Anilinfarbstoffe19381945 in Carl-von-Weinberg-Str.
Cassellastr.Leopold Cassella, eigentlich: David Löb Cassel (1766-1847), Großhändler jüdischen Glaubens1928Friedrichshafener Str. (teilweise)Stadt am Bodensee19381945 in Cassellastr. und Leo-Gans-Str.
Cromestr.Georg August Friedrich Crome (1753-1833), Geograph, Statistiker und Staatswissenschaftler, Lehrer am Philanthropin in Dessau, Anhänger der Ideen der französischen Revolution, Befürworter des Rheinbundes1911Trümpertstr.Rudolf Trümpert (1849-1882), ev. Pfarrer in Frankfurt am Main - Rödelheim1935Benennung wurde beibehalten
EdingerwegAnna und Prof. Dr. med. Ludwig Edinger, jüdisches Stifter-Ehepaar, Einrichtung des Neurologischen Instituts an der Frankfurter Universität, Anna E. (1868-1929), Sozialpolitikerin; Ludwig E. (1855-1918), Mediziner1930Walter-Flex-Str.Walter Flex (1887-1917), Schriftsteller, als Freiwilliger gefallen im 1. Weltkrieg19351945 in Edingerweg
Emil-Claar-Str.Prof. Emil Claar, eigentlich Emil Rappaport (1842-1930), Schauspieler, Schriftsteller, Intendant der Frankfurter Oper (1879-1900) und Leiter des Schauspiels (1900-1912), jüdischer Herkunft, Übertritt zum evangelischen Glauben1930Rankestr.Prof. Leopold von Ranke (1795-1886), Historiker, gilt als „Vater der objektiven Geschichtsschreibung“19351945 in Emil-Claar-Str.
EngelsplatzFriedrich Engels (1820-1895), Kaufmann, Philosoph, förderte und unterstützte Karl Marx, verfasste zusammen mit Marx u. a. das „Kommunistische Manifest“1926Memeler PlatzStadt in Litauen19331945 in Engelsplatz
Erzbergerstr.Matthias Erzberger (1875-1921), Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei, von rechtsradikalen Offizieren um die „Brigade Erhardt“ ermordetvor 1928Straßburger WegStadt im Elsass19331945 in Erzbergerstr. (1979 Neubenennung einer Straße in Goldstein in Straßburger Str.)
Ettlingerstr.Raphael Ettlinger (1852-1909), Kaufmann, Stifter jüdischen Glaubens, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Synagoge am Börneplatz1915Karlsbader Str.Kurort in Böhmen19351945 in Ettlingerstr. (1957 Neubenennung einer Straße in Sachsenhausen in Karlsbader Str.)
Foockenstr.Georg Foocken (1883-1926), Beigeordneter der früher selbständigen Gemeinde Griesheim, Vorkämpfer für die Siedlungsideevor 1928Hultschiner Str.nach dem Hultschiner Ländchen, das nach 1919 der Tschechoslowakei zugeschlagen wurde19331945 in Foockenstr.
Friedlebenstr.Dr. jur. Georg Julius Friedrich („Fritz“) Friedleben (1853-1920), Geh. Justizrat, Kommunalpolitiker, jüdischer Herkunft1921Georg-Voigt-Str.Georg Voigt (1866-1927), Kommunalpolitiker (DVP), Frankfurter Oberbürgermeister von1912 -192419351945 in Friedlebenstr.; 1947 Umbenennung der nach dem früheren preußischen Kriegsminister Albrecht Theodor Emil Graf von Roon (1803-1879), benannten Roonstr. in Georg-Voigt-Str.
Friedrich-Ebert-Str.Friedrich Ebert (1871-1925), Reichspräsident von 1919-1925, Parteivorsitzender der SPD1925---Benennung aufgehoben, die projektierte Straße wurde nicht ausgebaut19351945 Umbenennung eines Teils der Wiesbadener Str. in Friedrich-Ebert-Anlage
GallusanlageSynthese aus dem mundartlich abgeschliffenen „Galje“ für Galgen und des Patroziniums von St. Gallus für einen Brunnenvor 1852Adolf-Hitler-AnlageAdolf Hitler (1889-1945), Reichskanzler (1933) und Reichspräsident (1934), Führer der NSDAP19331945 in Gallusanlage
Geigerstr.Dr. jur. Berthold Geiger (1847-1919), Geh. Justizrat, Stadtverordneter (FVP) jüdischen Glaubens1926Heussenstammstr.Dr. jur. Karl Moritz Heussenstamm (1835-1913), erst Schriftführer (1873-1874) dann Vorsitzender der Stadtverordnentenversammlung (1877-1880), von 1880 bis 1899 Zweiter Bürgermeister19351945 in Geigerstr. (1953 Neubenennung einer Straße in Eschersheim in Heussenstammstr.)
Georg-Speyer-Str.Georg Speyer (1835-1902), Bankier und Stifter (Förderung der Wissenschaft) jüdischen Glaubens1909Parsevalstr.Prof. August von Parseval (1861-1942), Major, Luftschiffbauer 19351945 in Georg-Speyer-Str.
GerstwegGustav Gerst, (1871-1948), Kommerzienrat, jüdischen Glaubens, Stifter des Goetheturms, Ehrenbürger der Frankfurter Universität1930---Benennung aufgehoben19361945 Benennung in Gerstweg wiederhergestellt
Göringstr.Adolf Göring, Eisenbahnbauer1911Launhardtstr.Prof. Wilhelm Launhardt (1832-1918), Bauingenieur, Eisenbahn- u. Brückenbauer, umbenannt  weil „Göring“ als Straßenname dem Nationalsozialisten Hermann Göring vorbehalten bleiben sollte1933Die Benennung in Launhardtstr. wurde beibehalten
Haenischstr.Konrad Haenisch (1876-1925), Politiker, Redakteur, preußischer Kultusminister (SPD), Regierungspräsident in Wiesbaden 1926Lötzener Str.Stadt in Ostpreußen19331945 in Haenischstr.
Hahnstr.Anton L. A. Hahn (1825-1907), Bankier jüdischen Glaubensvor 1900Kesselbergstr.Erhebung im Haardtgebirge19381945 in Hahnstr.
Hallgartenstr.Charles Lazarus Hallgarten (1838-1908), Bankier, Philanthrop und Wohltäter jüdischen Glaubens1908Hartmann-Ibach-Str.Hartmann Ibach (um 1487-1533), Theologe, ev. Prediger19351945 in Hallgartenstr. und nördlicher Teil der Wiesenstr. umbenannt in Hartmann-Ibach-Str.
Hangweg (teilweise)Lagebezeichnung1924Herbert-Norkus-WegHerbert Norkus (1916-1932), bei Straßenkämpfen mit Kommunisten in Berlin umgekommenes HJ-Mitglied. Die NS-Propaganda stilisierte ihn zum Blutzeugen der Bewegung und erklärte seinen Todestag (24. Januar) zum Trauertag der Hitlerjugend¸ Vorbild für den Propagandafilm „Hitlerjunge Quex“19341945 in Hangweg, 1955 in Carl-Heicke-Weg 
Hausener Landstr.Frankfurter Ortsteil1924Ludendorffstr.Erich von Ludendorff (1865-1937), im 1. Weltkrieg Generalstabschef unter Hindenburg (Sieg von Tannenberg 1914), maßgeblicher Vertreter der Dolchstoßlegende, 1923 Teilnahme am Hitlerputsch, 1925 NSDAP-Kandidat bei der Reichspräsidentenwahl19381945 Benennung in Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Str., preußischer Offizier, Organisator der Armee der Vereinigten Staaten
Heidelbachstr.Henriette Heidelbach (1829-1909), Stifterin jüdischen Glaubens1915Egerer Str.Stadt im Sudetenland19351945 in Heidelbachstr.
Heinestr.Heinrich Heine (1797-1856), Dichter und Schriftsteller, Vermittler zwischen deutscher und französischer Kultur, jüdischer Herkunft, Übertritt zum Christentum1872Rudolf-Jung-Str.Rudolf Jung (1859-1922), Archivdirektor19351945 in Heinestr.
Henry-Budge-Str.Henry (eigentlich: Heinrich) Budge (1840-1928), Bankier und Stifter jüdischen Glaubens1927Langemarkstr.Nach den bei der belgischen Stadt Langemark im November 1914 stattgefundenen Kämpfen19351945 in Henry-Budge-Str.
Herxheimerstr.Dr. Salomon Herxheimer (1841-1899), Arzt, Stifter, Förderer der Lehr- und Forschungstätigkeit an der Frankfurter Universität, jüdischen Glaubens1931Nothnagelstr.Johann Andreas Benjamin Nothnagel (1729-1804), Maler und Tapetenfabrikant19351945 in Herxheimerstr.
Hochschildstr.Samuel Hochschild (1852-1911), Kaufmann jüdischen Glaubens 1911Taufsteinstr.Erhebung im Oberwald, Teil des Vogelsbergs19341945 in Hochschildstr.
Jacobystr.Johann Jacoby (1805-1877), Politiker jüdischen Glaubens, saß für die äußerste bürgerliche Linke im Norddeutschen Reichstag, ab 1872 Mitglied der sozialdemokratischen Partei, protestierte gegen Annexion von Elsass-Lothringen1909Camphausenstr.Gottfried Ludolf Camphausen (1803-1890), preußischer Staatsmann, strebte selbstständiges starkes Preußen innerhalb eines deutschen Bundesstaates an19351945 in Jacobystr.
Jakob-Schiff-Str.Jacob Henry (eigentlich: Jakob Heinrich) Schiff (1847-1920), deutsch-amerikanischer Bankier, Philanthrop, stammte aus traditionsreicher jüdischer Gelehrten- und Finanzierfamilie; begründete eine Stiftung zur Errichtung eines ordentlichen Lehrstuhls für semitische Philologie1921Mummstr.Dr. jur. Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein (1818-1890), Frankfurter Oberbürgermeister 1867-1880)19351945 in Jakob-Schiff-Str., der 1945 als Straßenname entfallene Name „Mumm“ ist 1984 in der Mumm-von-Schwarzenstein-Straße in Ffm-Nied wiederaufgelebt
Josef-May-Str.zu Ehren der Eheleute Joseph Hirsch (1798-1865) und Hannchen (gest. 1872) May, beide jüdischen Glaubens, wurde 1874 von ihren Kindern ein Spital in Rödelheim (heute ein Altersheim) errichtet1911Treisberger Str.Ort im Taunus19351945 in Josef-May-Str.
Julius-Heymann-Str. (Verlängerung der bereits bestehenden Palmstr.)Julius Heymann (1863-1925), Bankier, Kunstsammler, Stifter jüdischen Glaubens, vermachte 1925 testamentarisch der Stadt Frankfurt a. M. seine Sammlung kunstgewerblicher und kunsthistorischer Gegenstände1927Palmstr. Johann Philipp Palm (1768-1806), Buchhändler, verlegte 1806 eine anonyme antifranzösische Schrift, auf Befehl Napoleons vor Kriegsgericht, standrechtlich erschossen19381945 Rückbenennung des 1938 umbenannten Straßenabschnitts in Julius-Heymann-Str., 1951 Berichtigung in Julius-Heyman-Str.,
Karl-Flesch-Str.Karl Ferdinand Moritz Flesch (1853-1915), Rechtsanwalt, Sozialpolitiker, Stadtrat (FVP), Mitglied des Preußischen Landtags jüdischer Herkunft; 1859 Übertritt zum evangelischen Glauben1929Marienbader Str.Kurstadt in Böhmen19351945 in Karl-Flesch-Str.
Karl-Marx-Str.Karl Marx (1818-1883), Philosoph, Nationalökonom, schloss sich dem politischen Kampf der Arbeiterbewegung an, trat dem Bund der Kommunisten bei, jüdischer Herkunft, sein Vater trat 1817 zum evangelischen Glauben über; Karl Marx wurde im Alter von 6 Jahren evangelisch getauft1920Brombergstr.Stadt in Westpreußen19331945 in Karl-Marx-Str.
Kasinostraße (teilweise)nach dem früheren Hotel „Kasino“vor 1928Josef-Bleser-Str.Josef Bleser, am 28. Februar 1933 in der Kasinostraße erschossener „Vorkämpfer für den Nationalsozialismus“19341945 Rückbenennung des umbenannten Teils in Kasinostraße
Katzensteinstr.Wilhelm (1834-1892) u. Adele (gest. 1895) Katzenstein, beide jüdischen Glaubens, begründeten eine Stiftung zur Krankenpflege und zur Vergabe von Stipendien1911---Benennung aufgehoben (projektierte Straße wurde nicht ausgebaut, Fluchtlinien wurden aufgehoben)1935---
KetteleralleeWilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877), Mainzer Weihbischof, Abgeordneter des Frankfurter Parlaments von 1848, Widersacher Bismarcks1928NußbergFlurbezeichnung19351945 in Kettelerallee
Kollwitzstr.Käthe Kollwitz (1867-1945), Graphikerin und Bildhauerin, Professorin an der Berliner Akademie, Vertreterin des deutschen Expressionismus1930Tangastr.Stadt in der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heutiges Tansania) 19351945 in Kollwitzstr.
Kolpingstr.Adolf Kolping (1813-1865), Geistlicher, Gründer der kath. Gesellenvereine, die in der deutschen Kolpingfamilie fortbestehen1928---Benennung aufgehoben (projektierte Straße wurde nicht ausgebaut, Fluchtlinien wurden aufgehoben)19391953 in Kolpingstr.
Königswarterstr.Familie Königswarter, (urspr. Name: Königswärter), jüdische Bankiersfamilie, begründeten eine Stiftung zur Unterstützung der Ausbildung junger Leute1879Quinckestr.Prof. Dr. Heinrich Irenäus Quincke (1842-1922), Mediziner19351945 in Königswarterstr.
Ladenburgstr.Ernst Ludwig Ladenburg (1854-1921), Kaufmann und Kommerzienrat jüdischer Herkunft, Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung 1921Olenschlagerstr.Dr. jur. Johann Daniel von Olenschlager (1711-1778), Frankfurter Bürgermeister19351945 in Ladenburgstr.
Lange Str.abgeleitet von der Ausdehnung der Straßevor 1901Hans-Handwerk-Str.Hans (lt. Meldekarte: Johann) Handwerk (1916-1932), bei Straßenkämpfen in Frankfurt am Main erschossener „Vorkämpfer für den Nationalsozialismus“19331945 in Lange Str.
Lassallestr.Ferdinand Lassalle (1825-1864), jüdischer Publizist und Politiker, gründete 1863 den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, der 1875 in der von Bebel und Liebknecht gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei aufging1926Tannenbergstr.nach der Schlacht von Tannenberg (1914 Sieg von Hindenburg und Ludendorff über die russische Armee)19331945 in Lassallestr.
Legienstr.Carl Legien (1861-1920), Politiker und Gewerkschaftsführer, Reichstagsabgeordneter (SPD), Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB)1928Wartburgstr.Burg oberhalb der Stadt Eisenach19331945 in Legienstr. (1952 Neubenennung einer Straße in Unterliederbach in Wartburgstr.)
Lehrbergerstr.vermutlich nach Israel Lehrberger (gest. 1841), Buchdrucker u. Händler jüdischen Glaubens in Rödelheim1928Ganerbenstr.Die Ganerbschaft ist eine alte Rechtsform zum Erhalt des Familienvermögens und zur Pflege von gemeinnützigen Stiftungen19351945 in Lehrbergerstr.
Leo-Gans-Str.Prof. Dr. Leo Ludwig Gans (1843-1935), Geh. Kommerzienrat, Großindustrieller, Chemiker, Mitglied des Aufsichtsrats der IG Farben, Stiftung, Förderung der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt, jüdischer Herkunft, Übertritt zum evang. Glauben1931Friedrichshafener Str. (teilweise)Stadt am Bodensee19381945 in Leo-Gans-Str. (s. a. Casellastrr.)
Liebknechtstr.Wilhelm Liebknecht (1826-1900), gründete 1869 mit Bebel die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, Reichstagsabgeordnetervor 1928Malmedystr.Stadt in Ostbelgien, seit 1812 preußisch, 1920 durch den Versailler Vertag  vorläufig Belgien zugesprochen und 1925 endgültig in das belgische Staatsgebiet integriert; während der Besetzung Belgiens 1940 - 1944 durch die Wehrmacht vorübergehende Rückgliederung ins das deutsche Reichgebiet.19331945 in Liebknechtstr.
Luisenplatznach dem an diesem Platz gelegenen Luisenhof, der nach der jüdischen Stifterin Hannah Louise von Rothschild (1850-1892) benannt war1877---Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens1936Wiederherstellung der ursprünglichen Widmung
Luisenstr.nach dem dortigen Luisenhof, der nach der jüdischen Stifterin Hannah Louise von Rothschild (1850-1892) benannt war1877---Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens1936Wiederherstellung der ursprünglichen Widmung
MathildenplatzHannah Mathilde von Rothschild (1832-1924), Stifterin jüdischen Glaubensvor 1901---Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens1936Wiederherstellung der ursprünglichen Widmung
Mathildenstr.Hannah Mathilde von Rothschild (1832-1924), Stifterin jüdischen Glaubens1900---Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens1936Wiederherstellung der ursprünglichen Widmung
Max-Hirsch-Str.Max Hirsch (1832-1905), Politiker jüdischen Glaubens, für die Fortschrittspartei im Reichstag, Mitbegründer der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine1911Tilsiter Str.Stadt in Ostpreußen19351945 in Max-Hirsch-Str., der 1945 als Straßenname entfallene Name „Tilsit“ ist 1958 in der Tilsiter Straße in Ffm-Bockenheim wiederaufgelebt  
Max-Quarck-Str.Dr. Max Quarck (1860-1930), Jurist, Journalist, sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter1931Meraner Str.Stadt in Südtirol19331945 in Max-Quarck-Str.
Mendelssohnstr.Dr. phil. h.c. Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), Komponist, Pianist, Dirigent, jüdischer Herkunft, sein Vater (der Bankier Abraham) trat zum evang. Glauben über1879Joseph-Haydn-Str.Joseph Haydn (1732-1809), Komponist, komponierte für Österreich die Kaiserhymne, deren Melodie für das Deutschlandlied verwendet wurde19381945 in Mendelssohnstr.
Mertonstr.Wilhelm Merton (1848-1916), gründete u. a. die Metallgesellschaft (MG) und die Metallurgische Gesellschaft (Lurgi), jüdischer Herkunft, Übertritt zum christl. Glauben, starkes soziales Engagement, Verdienste um Gründung der Universität1917Universitätsstr.nach der Lage der Straße19381945 in Mertonstr.
MesselwegProf. Dr. h.c. Alfred Messel (1853-1909), Architekt jüdischen Glaubens, baute viele Großbauten in Berlin, aber auch das Landesmuseum in Darmstadt1929WallotwegProf. Paul Wallot (1841-1912), Baumeister, u. a. Erbauer des Reichstagsgebäudes in Berlin19421945 in Messelweg
Nathan-Trier-Str.Herz Nathan Trier (1770-1849), Fabrikant, Stifter jüdischen Glaubensvor 1928Josef-Wolff-Str.Josef Wolff (Amtszeit 1888-1921), Bürgermeister von Griesheim19331945 in Nathan-Trier-Str.
Odrellstr.Dr. Leopold Odrell (1804-1884), Sohn des jüdischen Bankiers Isaac Abraham Oppenheim, Begründer einer Stiftung zur Gewährung von Stipendien zur Erleichterung des Studiums1920Guaitastr.Stephan (1772-1848) und Luise von Guaita, Frankfurter Stifter (Stiftungen von 1846)19371945 in Odrellstr.1955 Neubenennung einer Straße in Ginnheim in Guaitastr.
Paul-Ehrlich-Str.Prof. Dr. Paul Ehrlich (1854-1915), Serologe jüdischen Glaubens, Direktor des von ihm gegr. Instituts für experimentelle Therapie (später Paul-Ehrlich-Institut), Nobelpreisträger1910Ludwig-Rehn-Str.Ludwig Rehn (1849-1930), Chirurg19381945 in Paul-Ehrlich-Str.
Paul-Heyse-Str.Paul Heyse (1830-1914), Schriftsteller, Teilnahme an der Revolution von 1848, Mutter verwandt mit der jüdischen Familie Mendelssohn-Bartholdy, 1910 Literatur-Nobelpreis1925Chamissostr.Adelbert von Chamisso, eigentlich Charles Adélaïde de Chamisso de Boncourt (1781-1838), Dichter und Naturforscher, Autor des Kunstmärchens „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“19361945 in Paul-Heyse-Str. (1949 Neubenennung einer Straße in Ginnheim in Chamissostr.)
PaulsplatzPlatz vor der Paulskirche1839Wiener PlatzHauptstadt Österreichs (Anlass der Umbenennung war vermutlich der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938)19391952 in Paulsplatz
Pfungststr.Dr. Arthur Pfungst (1864-1912), Unternehmer, Schriftsteller und Stifter jüdischen Glaubens1927---Benennung aufgehoben (projektierte Straße wurde nicht ausgebaut, Fluchtlinien wurden aufgehoben)19351954 in Pfungststr.
Platz der Republikbis 1923 „Hohenzollernplatz“, nach dem preußischen Adelsgeschlecht, das die letzten deutschen Kaiser (1870/71 - 1918) stellte; dann Umbenennung zu Ehren der neuen „Weimarer Republik“1923HohenzollernplatzDie Anknüpfung an vorrepublikanische Traditionen sollte dem „Dritten Reich“ eine historische Legitimation verleihen.19331945 Platz der Republik (1955 wurde der nordwestliche Teilbereich bis zur Oberpostdirektion in Friedrich-Ebert-Anlage, 1980 der Bereich unmittelbar vor der Oberpostdirektion in Ludwig-Erhard-Anlage umbenannt) 
Rat-Hoffmann-Str.Dr. Heinrich Karl Wilhelm Hoffmann (1770-1829), Justizrat, hatte zunächst das Ziel eines Nationalstaats unter Führung Preußens, später Neigung zu den Ideen einer freiheitlich-demokratischen Republik1911Thudichumstr.Ludwig Thudichum (1798-1863), ev. Pfarrer in Frankfurt am Main-Rödelheim1935Die Benennung in wurde beibehalten
RathenauplatzWalther Rathenau (1867-1922 durch Mitglieder der Organisation Consul ermordet), Sohn des jüdischen Industriellen und AEG-Gründers Emil Rathenau, Industrieller, Politiker (DDP), Außenminister, wollte die Reparationsforderungen der Siegermächte des 1. Weltkriegs bis an die Grenze des Möglichen erfüllen, um so eine Revision zu erreichen; Initiator des deutsch-sowjetischen Abkommens von Rapallo (1922)1922Horst-Wessel-PlatzHorst Wessel (1907-1930); Führer eines SA-Sturms. Obwohl Wessel wegen persönlicher Streitigkeiten ermordet wurde, machte Goebbels ihn zum „Blutzeugen der Bewegung“. Das so genannte „Horst-Wessel-Lied“ („Die Fahne hoch ...“) war in der NS-Zeit Parteihymne19331945 in Rathenauplatz
Reichsstr.vor 1927 Karl-Schurz-Str., benannt nach dem radikalen Demokraten Karl (Carl) Schurz, der 1848 die Annahme der gescheiterten Verfassung mit Waffengewalt durchsetzen wollte. Schurz wanderte 1852 nach Amerika aus, engagierte sich dort politisch und erreichte hohe Staatsämter1927Litzmannstr.Karl Litzmann (1850-1936), reaktivierter General im 1. Weltkrieg, trat 1930 in die NSDAP ein und war bis zu seinem Tode Alterspräsident des Reichstags. Im April 1940 wurde die polnische Stadt Lodz in Litzmannstadt umbenannt19371945 in Karl-Schurz-Str.; 1950 erneut umbenannt in Am Industriehof
Reinganumstr.Dr. Maximillian Reinganum (1798-1878), Jurist, Kommunalpolitiker jüdischer Herkunft. Reinganum setzte sich 1848 für Pressefreiheit und eine demokratische Republik ein; Übertritt zum evangelischen Glauben1909Raumerstr.Prof. Friedrich von Raumer (1781-1873), Historiker, Jurist, Mitglied der Nationalversammlung von 184819351945 in Reinganumstr.
Rothschildalleejüdische Bankiersfamilie, begründete annähernd 30 Stiftungen in Frankfurt am Main1895Karolingeralleemittelalterliches Herrschergeschlecht19331945 in Rothschildallee
Simsonstr.Prof. Dr. Eduard Martin Sigismund von Simson (1810-1899), Jurist u. Politiker, Mitglied der Nationalversammlung von 1848, Präsident des Reichstags, jüdischer Herkunft, Übertritt zum evangelischen Glauben1899Mevissenstr.Gustav von Mevissen (1815-1899), Mitglied der Nationalversammlung von 184819361945 in Simsonstr.
Sonnemannstr.Leopold Sonnemann (1831-1909), Gründer und Verleger der Frankfurter Zeitung, Mitglied des Reichstages (DVP) und Stifter jüdischen Glaubens; entschiedener Gegner Bismarcks1906Max-Eyth-Str.Max von Eyth (1836-1906) Begründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Erfinder des Dampfpfluges19351945 in Sonnemannstr.
Sophienstr.Sophie, Herzogin von Brabant (1224-1284), 1936 wurde der Straßenname irrtümlich einem Mitglied der jüdischen Familie Rothschild zugeordnet1899---1936 Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens, 1942 Umbenennung nach Sofia, Hauptstadt des mit dem Deutschen Reich verbündeten Bulgarien (Sofiastr.)1936-19421947 in Sophienstr.
Straße AIn der 1929-1931 entstandenen Siedlung Westhausen wurden 4 Straßen nach dem System der Literierung benannt1929Lettow-Vorbeck-Str.Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964), preußischer General, Teilnahme an der Niederschlagung des Boxeraufstandes 1900/1901 in China, Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, Beteiligung am Kapp-Putsch 1920, MdR (DNVP)19331947 Umbenennung in Stephan-Heise-Str.; Stephan Heise (1883-1945), Redakteur der sozialdemokratischen Volksstimme, 1945 beim „Todesmarsch“ aus dem KZ Sachsenhausen ums Leben gekommen
Straße BIn der 1929-1931 entstandenen Siedlung Westhausen wurden 4 Straßen nach dem System der Literierung benannt1929Samoa-WegSamoa-Inseln, Inselgruppe Polynesiens, der größte Teil der Samoa-Inseln war von 1889 bis 1914 deutsches Schutzgebiet (amtliche Bezeichnung für die deutschen Kolonien)19331947 Umbenennung in Johanna-Kirchner-Str.; Johanna Kirchner (1889-1944), SPD-Politikerin und Widerstandskämpferin, in Berlin-Plötzensee hingerichtet
Straße CIn der 1929-1931 entstandenen Siedlung Westhausen wurden 4 Straßen nach dem System der Literierung benannt1929Neuguinea-WegNeuguinea, am Westrand des Pazifiks gelegene Insel, 1884-1914 war der nordöstliche Teil der Insel (Deutsch-Neuguinea., Kaiser-Wilhelms-Land) deutsches Schutzgebiet (amtliche Bezeichnung für die deutschen Kolonien)19331947 Umbenennung in Geschwister Scholl-Str.; die Geschwister Hans und Sophie Scholl waren Mitglieder der Münchener Widerstandsgruppe „Weiße Rose“; sie wurden am 22. Februar 1943 zusammen mit Christoph Probst – noch am Tage ihrer Verurteilung durch den Volksgerichtshof – hingerichtet
Straße DIn der 1929-1931 entstandenen Siedlung Westhausen wurden 4 Straßen nach dem System der Literierung benannt1929Togo-WegTogo, westafrikanischer Staat, 1884-1914 deutsches Schutzgebiet (amtliche Bezeichnung für die die deutschen Kolonien)19331947 Umbenennung in Egestraße; Albrecht Ege (1878-1943), Gewerkschafter, SPD-Politiker, Widerstandskämpfer, in der Haftanstalt Frankfurt am Main-Preungesheim hingerichtet
StresemannalleeGustav Stresemann (1878-1929), Reichskanzler (1923) und Außenminister (1923-1929), Nationalliberale Partei, DVP. Stresemann erhielt 1926 zusammen mit dem französischen Außenminister Aristide Briand den Friedensnobelpreis1929SaaralleeBenennung anlässlich der Rückgliederung des Saargebiets, die vormalige Saarstr. wurde dabei in Saarbrücker Str. umbenannt19351945 in Stresemannallee
Synagogenstr.nach der dortigen Synagoge1855 Benennung aufgehoben 19371945 zurück benannt und 1957 wegen der Überbauung erneut aufgehoben
Theodor-Stern-KaiTheodor Stern (1837-1900), Bankier, Stifter und Kommunalpolitiker (Fortschrittspartei) jüdischen Glaubens. Stern stiftete u. a. das erste „Volksbrausebad“ am Merianplatz1912SkagerrakuferBenennung 1935 zunächst aufgehoben, im selben Jahr neu benannt in Niederräder Ufer, 1937 umbenannt in Skagerrakufer zur Erinnerung an die Seeschlacht am Skagerrak 191619371945 in Theodor-Stern-Kai
Töplitzstr.Julius Töplitz (1850-1918), Stifter jüdischen Glaubens, begründete eine Stiftung für Volksbildungszwecke und Kriegshinterbliebene1919Robert-Koch-Str.Robert Koch (1843-1910), Geh. Medizinalrat, Bakteriologe19371945 in Töplitzstr.
UntermainanlageUferweg, der entlang des Mains zum ehemaligen Untermaintor führte1846Schlageter-AnlageAlbert Leo Schlageter (1894-1923), seit 1922 Mitglied der NSDAP, organisierte während der Ruhrbesetzung (1923) Anschläge auf Verkehrsverbindungen der französischen Truppen aus; nach seiner Hinrichtung durch die französischen Besatzungstruppen als „Märtyrer der Bewegung“ verehrt19331945 in Untermainanlage
Untermainbrückehistorische Bezeichnung (mainabwärts zur Alten Brücke)1874Adolf-Hitler-BrückeAdolf Hitler (1889-1945), nationalsozialistischer Gewaltherrscher19331945 in Untermainbrücke
Untermainkai (westlich der Untermainbrücke)nach den Hafenlagen in diesem Bereich1873Hermann-Göring-UferHermann Göring (1893-1946), Schlüsselfigur der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, bekleidete verschiedene Ämter im „Dritten Reich“19331945 in Untermainkai
Untermainkai (östlich der Untermainbrücke)nach den Hafenlagen in diesem Bereich1873Peter-Gemeinder-AnlagePeter Gemeinder (1891-1931), NSDAP-Politiker, MdR, Gauleiter von Hessen-Darmstadt1933 1945 in Untermainkai
Waldfriedstr.nach Waldfried, einer Besitzung der jüdischen Familie Weinberg 1913---Aufhebung der Namenspatenschaft ohne Änderung des Straßennamens1936Wiederherstellung der ursprünglichen Widmung
Windthorststr.Ludwig Windthorst (1812-1891), Jurist, Politiker, Wortführer der Zentrumspartei und Gegner Bismarcks im Kulturkampfvor 1928Eupener Str.Stadt in Ostbelgien, seit 1812 preußisch, 1920 durch den Versailler Vertag  vorläufig Belgien zugesprochen und 1925 endgültig in das belgische Staatsgebiet integriert; während der Besetzung Belgiens 1940 - 1944 durch die Wehrmacht vorübergehende Rückgliederung ins das deutsche Reichgebiet.19361945 in Windthorststr.
----------Max-Immelmann-Str.Max Immelmann (1890-1916), Kampfflieger im 1. Weltkrieg,(Teil der heutigen Straße Am Römerhof zwischen dem Kreisel an der Schmidtstraße in westlicher Richtung bis zur Wiesbadener Str. (A 648)19371947 aufgehoben, 1949 zusammen mit der ehemaligen Richthofenstr. in Am Römerhof benannt
---------Boelckestr.Oswald Boelcke (1891-1916), Kampfflieger im 1. Weltkrieg 19371947 umbenannt in Schmidtstr.; Ernst Schmidt (1886-1938), Führer des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ im Gallusviertel
---------Dietrich-Eckart-Weg Dietrich Eckart (1868-1923), Schriftsteller, radikal nationalistischer und antisemitischer Schriftsteller und Journalist, Chefredakteur des „Völkischen Beobachters“, Förderer und Lehrer Hitlers.Der Weg folgte etwa der heutigen Trasse der A 661 ab der Straße Am Erlenbruch in nördlicher Richtung19351945 aufgehoben
---------Friedrich-Ludwig-WegNach Friedrich Ludwig, einem engagierten Nationalsozialisten, der 83-jährig die Benennung noch erlebte. Er galt als Förderer des Kleingartenwesens19361948 nach dem Sossenheimer Kommunalpolitiker Konrad Meyer in Konrad Meyer-Weg umbenannt
---------Manteuffelstr.Karl Rochus Edwin Freiherr von Manteuffel (1809-1885), Militär, Politiker, kämpfte 1848 gegen die Revolution in Berlin, 1866 und 1870/71 Heerführer gegen Österreich und Frankreich, 1871-1873 Befehlshaber der Besatzungstruppen in Frankreich, 1879-1885 Reichsstatthalter in Elsass-Lothringen19361947 umbenannt in Varrentrappstr. nach einer alteingesessenen Frankfurter Familie
---------Richthofenstr. Manfred Freiherr von Richthofen (1892-1918), Offizier, berühmter Jagdflieger im 1. Weltkrieg, „Der rote Baron“ (Teil der heutigen Straße Am Römerhof zwischen Buzzistr. und dem Kreisel an der Schmidtstr.)19371947 aufgehoben, 1949 zusammen mit der ehemaligen Max-Immelmann-Str. in Am Römerhof benannt

<tab>

Tabelle: Aloys Molter, Stadtvermessungamt

 

 

Literatur und Quellen

 

Aloys Molter, Die Benennung der Straßen, Plätze und Brücken in der Stadt Frankfurt am Main, Hg. Stadt Frankfurt am Main, Dezernat Planung und Sicherheit, Stadtplanungsamt, Frankfurt am Main 2001

ISG, Stadtvermessungsamt 428

Schon bald nach der Machtübernahme versuchten die neuen Machthaber die Erinnerung an bedeutende Persönlichkeiten jüdischer Abstammung oder Weimarer Republik von den Straßen und Plätzen zu entfernen. Die Tabelle listet die Um- und Rückbenennungen auf.



Autor/in: Lutz Becht
erstellt am 01.01.2005
 

Verwandte Begriffe

Straßenbenennungen

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