Ben Spanier, geboren 1887, wirkte von 1918 bis 1931 als Schauspieler an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Ab 1933 wurde er als Jude vom NS-Regime verfolgt und arbeitete als Schauspieler und Dramaturg beim Jüdischen Kulturbund in Berlin. 1942 nach Theresienstadt verschleppt, wurde er wohl 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Ben Spanier wird am 4. Oktober 1887 in München geboren. Er heiratet Bella Schattenfeld. Die Eheleute haben eine Tochter, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien lebt.
Bevor der vielseitige Schauspieler und Theaterpädagoge nach Frankfurt am Main kommt, sammelt er an verschiedenen Häusern Berufserfahrung. So verpflichtet sich Spanier in den Jahren von 1911 bis 1918 an den Stadttheatern Mühlhausen im Elsass und Bern in der Schweiz, den Kammerspielen München, dem Residenztheater in Berlin oder dem Deutschen Theater in Reval. Zwischenzeitlich geht er 1914 mit dem Stück „Die Schiffbrüchigen“ auf längere Gastspieltournee. Im Ersten Weltkrieg kämpft er fast drei Jahre lang als Soldat.
Am 1. August 1918 engagieren die Städtischen Bühnen Frankfurt Ben Spanier für ihr Ensemble. Der beliebte Mime bevorzugt humoristische Vaterrollen und das Charakterfach. Daneben übernimmt er Regiearbeiten und wirkt als Lehrer an der 1919 gegründeten Schauspielschule. Natürlich ist er Mitglied des Künstler-Stammtisches „Abgeschminkt“. Spanier verlässt die Städtischen Bühnen zum 31. August 1931. Als Schauspieler jüdischer Herkunft erfährt Ben Spanier die gleiche Diskriminierung wie die meisten seiner antisemitisch verfolgten Kollegen.
Nach 1933 findet er nur noch aushilfsweise Beschäftigung am Berliner Schiller-Theater. Er entschließt sich zur Mitgliedschaft im Jüdischen Kulturbund Berlin, wo er noch regelmäßig auf der Bühne stehen und auch inszenieren kann. Ab 1934 wird Spanier nicht mehr im Handbuch deutscher Bühnenangestellter erwähnt. Seine letzte Regie für den Jüdischen Kulturbund führt er im August 1941 bei dem Stück „Spiel im Schloss“ von Franz Molnar. Der Kulturbund Berlin wird 1941 aufgelöst; auf der letzten Gehaltsliste steht auch „Ben Israel Spanier“; er hat für den Monat September 1941 noch 190,45 Reichsmark (netto) zu erwarten.
Ben Spanier wird vermutlich im Jahr 1942 in das Durchgangs- und Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Dort engagiert er sich wie so viele deportierte Künstler im Lager-Theater und setzt auch das Molnar-Stück noch einmal in Szene. Ben Spanier wird wohl im Verlauf des Jahres 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Das Schicksal der Ehefrau ist nicht bekannt.
Ben Spanier ist auf der Gedenktafel der Städtischen Bühnen aufgeführt.
Literatur::
Paul Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution, Darmstadt 1983, Bd. 3 Biographisches Lexikon, S. 447.
Heike Drummer/Jutta Zwilling (Bearb.), Jüdisches Museum Frankfurt am Main (Hg.), Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz.
Ulrich Liebe, verehrt verfolgt vergessen, Weinheim/Berlin 1997 (2. Auflage), S. 246.
Institut für Stadtgeschichte S 5/512 Bd. 2; Personalakten 10 258-10 259 (dort Bll. 246 ff. Repertoire-Auflistung).
Ben Spanier, geboren 1887, wirkte von 1918 bis 1931 als Schauspieler an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Ab 1933 wurde er als Jude vom NS-Regime verfolgt und arbeitete als Schauspieler und Dramaturg beim Jüdischen Kulturbund in Berlin. 1942 nach Theresienstadt verschleppt, wurde er wohl 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.