Medienberichte über den Auschwitz-Prozess

Bernd Naumann

In den nationalen und internationalen Medien fanden insbesondere die Aussagen der Auschwitz-Überlebenden größte Beachtung.

 

Das Interesse der nationalen und internationalen Medien intensivierte sich in den ersten Monaten. Vor allem die Zeugenaussagen der überlebenden Häftlinge fanden größte Beachtung. Erstmals wurde in aller Öffentlichkeit Konkretes aus Auschwitz aus der Sicht einzelner Menschen berichtet. Im Rundfunk wurden regelmäßig Reportagen über den Prozess gesendet.

 

Nach acht Monaten Prozessdauer stellte der Nebenkläger Henry Ormond erfreut und überrascht fest: Es „ist das Echo der öffentlichen Meinung in Deutschland vertreten durch Presseberichte, Rundfunk- und Fernsehsendungen, Zeitschriftenartikel, Vorträge, Podiumsdiskussionen und Diskussionen überwiegend positiv und erfreulich. Daß auch jetzt noch – mehr als 8 Monate nach Prozessbeginn – die großen Zeitungen auf Bundesebene, an ihrer Spitze die Frankfurter Allgemeine Zeitung, und der Hessische, der Bayrische und der Norddeutsche Rundfunk regelmäßig über den Auschwitz-Prozess berichten, hatte man nicht zu hoffen gewagt. Daß man es mit der publizistischen Pflicht, die Leser und Hörer schonungslos über das Geschehen in Auschwitz zu unterrichten, sehr ernst nimmt, zeigt auch die Tatsache, daß die Presse und Funk ihre erste Garnitur an Journalisten, Reportern und Kommentatoren nach Frankfurt schicken.“

 

Der Journalist Bernd Naumann hielt die Ereignisse jedes Gerichtstages ausführlich und wenig kommentierend in seinen Artikeln in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fest, sodass der Leser fast den Eindruck hatte, selbst bei der Verhandlung dabei gewesen zu sein. Die sachliche Darstellung forderte die Leser dazu heraus, die geschilderten Vorgänge selbst zu bewerten. 1968 veröffentlichte Bernd Naumann seine Reportagen und weitere Hintergrundberichte zum Prozess in einem Buch. Dies erschien auch kurz darauf in Amerika auf Englisch mit einem Vorwort der Philosophin Hannah Arendt. Naumanns Buch gilt bis heute als Standardwerk zum Auschwitz-Prozess.

 

 

Text aus: Monica Kingreen, Der Auschwitz-Prozess 1963–1965. Geschichte, Bedeutung und Wirkung, (Pädagogische Materialien Nr. 8, Fritz Bauer Institut), Frankfurt am Main, 2004, S. 31-33

 

In den nationalen und internationalen Medien fanden insbesondere die Aussagen der Auschwitz-Überlebenden größte Beachtung.



Autor/in: Monica Kingreen
erstellt am 01.01.2006
 

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