Die Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts – ihre Geschichte nach 1945

Nach 1945 erhielten die noch existierenden paritätischen Stiftungen ihren ursprünglichen Namen zurück, einige aufgelöste Stiftungen wurden wiederbelebt. Auch von den ausschließlich für jüdische Empfänger errichteten Stiftungen, die zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert worden waren, wurden einige wieder ins Leben gerufen. Das Vermögen der anderen fiel der Jewish Reconstruction Successor Organization (JRSO) zu. Einige Stiftungsliegenschaften wurden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt zugesprochen.

 

Nach der Befreiung vom NS-Regime erhielten die noch existierenden, ehemals paritätischen Stiftungen ihren ursprünglichen Namen zurück. Die Sammelstiftungen wurden beibehalten, ihre einstigen jüdischen Stifter aber wieder in der Satzung benannt. Bei einigen der aufgelösten Stiftungen konnte nachgewiesen werden, dass die Auflösung rechtsfehlerhaft war. So konnten zum Beispiel die Georg und Franziska Speyer’sche Studienstiftung und die Henry und Emma Budge-Stiftung wiederbelebt werden.

 

Bei den ausschließlich für jüdische Begünstigte errichteten Stiftungen, die in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwangseingegliedert worden waren, war in der Rechtsprechung nach 1945 umstritten, ob sie mit der Eingliederung aufgelöst worden waren. War dies nicht der Fall, konnten diese Stiftungen ihre Rückerstattungsansprüche selbst geltend machen. Anderenfalls wurden ihre Rückerstattungsansprüche von der Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) vertreten.
Die Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Frankfurt kam 1953, wie auch andere Gerichte, zum Ergebnis, die in die Reichsvereinigung eingegliederten Stiftungen hätten „als juristische Person nie aufgehört zu bestehen“. Auf dieser Grundlage wurden drei der in die Reichsvereinigung eingegliederten Frankfurter Stiftungen als nicht aufgelöst betrachtet und wiederbelebt, nämlich die Eduard und Adelheid Kann-Stiftung, die Moses Jachiel Kirchheim’sche Stiftung und die Georgine Sara von Rothschild’sche Stiftung.

 

Da die meisten anderen Gerichte aber urteilten, die Eingliederung einer Stiftung in die Reichsvereinigung bedeute die Auflösung der Stiftung, ging das Vermögen der meisten in die Reichsvereinigung eingegliederten Stiftungen auf die JRSO über. Diese verwendete die Mittel für jüdische Wohlfahrts- und Bildungseinrichtungen in Israel und der Diaspora.

 

Zwischen der Frankfurter Jüdischen Gemeinde und der JRSO kam es zum Rechtsstreit wegen einiger Liegenschaften der früheren Stiftungen, die noch unter Besatzungsrecht der Gemeinde zur Nutzung überlassen worden waren. Durch einen Vergleich wurde die Jüdische Gemeinde 1954 endgültig Eigentümerin eines Teils dieser Liegenschaften. Die JRSO schloss schließlich 1956 mit der Bundesregierung einen Vertrag über die Abgeltung ihrer sämtlichen Rückerstattungsansprüche durch die Bundesrepublik (Jüdische Stiftungen, S. 407–410).

 

Literatur:

Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945. Hg. von der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden. Bearb. von Dietrich Andernacht und Eleonore Sterling. Frankfurt am Main 1963. S. 118–162

Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main. Stiftungen, Schenkungen, Organisationen und Vereine mit Kurzbiographien jüdischer Bürger, dargestellt von Gerhard Schiebler. Hg. von Arno Lustiger im Auftrag der M. J. Kirchheim’schen Stiftung in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1988

Bruno Müller: Stiftungen für Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1958

Nach 1945 erhielten die noch existierenden paritätischen Stiftungen ihren ursprünglichen Namen zurück, einige aufgelöste Stiftungen wurden wiederbelebt. Auch von den ausschließlich für jüdische Empfänger errichteten Stiftungen, die zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert worden waren, wurden einige wieder ins Leben gerufen. Das Vermögen der anderen fiel der Jewish Reconstruction Successor Organization (JRSO) zu. Einige Stiftungsliegenschaften wurden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt zugesprochen.



Autor/in: Michael Lenarz
erstellt am 21.08.2003
 

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