Aus dem Lehrkörper der Naturwissenschaftlichen Fakultät wurden 19 Dozenten (1930: 56 Stellen) entlassen.
Max Wertheimer, der Begründer der Gestaltpsychologie, wurde im April 1933 in den Ruhestand versetzt. Im Sommer wurde ihm eine Gastprofessur in New York angeboten, die er annahm, nachdem er, wie es sich gehörte, um Zustimmung seiner Heimatuniversität nachgesucht hatte. 1936 wurde ein Steckbrief gegen ihn erlassen, wegen „Reichsfluchtsteuerbetrugs“. Mit der Biologin Emmy Klieneberger fiel die erste Frau, die sich an der Frankfurter Universität habilitiert hatte, den Säuberungen zum Opfer. Sie verlor gleichzeitig ihre Stelle am Institut für Hygiene.
Der Mathematikerin Ruth Moufang wurde die Dozentur verweigert, weil nach nationalsozialistischer Auffassung, der Dozent zugleich Führer der Studenten sei und eine Frau diese Anforderungen nicht erfüllen könne. Der Chemiker Julius von Braun hatte in seinem Ariernachweis seine Großeltern als evangelisch angegeben und damit nach Auffassung der Universität verschwiegen, daß die jüdischen Großeltern sich hatten taufen lassen. Die NSDAP-Ortsgruppe Bockenheim brachte den Stein, der zur Entpflichtung führte, ins Rollen.
Mit der Vertreibung der Mathematiker Max Dehn, Ernst Hellinger, Otto Szász und Paul Epstein, der sich aufgrund einer Vorladung zur Gestapo vergiftete, wurde das Mathematische Seminar geradezu enthauptet.
Die Berufung des Physikers Karl Wilhelm Meissner 1932 hatte das "Frankfurter Volksblatt" zum Anlass einer Polemik gegen die Berufungspolitik der Universität genommen. Meissner war mit einer, so das Volksblatt wörtlich, „polnischen Jüdin“ verheiratet. 1937 forderte die Universität ihn auf, sich von seiner Frau zu trennen oder sein Amt niederzulegen. Im November 1938 emigrierten er und seine Frau in die Vereinigten Staaten. Der Jude Franz Weidenreich las Rassenkunde. Er emigrierte nach China.
Weiterführende Hinweise::
Vertriebene Dozenten der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Johann Wolfgang-Goethe - Universität:
Julius von Braun, Max Dehn, Friedrich Dessauer, Paul Epstein, Gottfried Fraenkel, Walter Fraenkel, Friedrich Hahn, Ernst Hellinger, Erich Heymann, Emmy Klieneberger, Cornelius Lanczos, Fritz Mayer, Karl Wilhelm Meissner, Ruth Moufang, Georg Sachs, Edmund Speyer, Otto Szász, Max Wertheimer, Franz Weidenreich
Aus dem Lehrkörper der Naturwissenschaftlichen Fakultät wurden 19 Dozenten (1930: 56 Stellen) entlassen.