Frankfurt wird wieder Garnison

Rückseite des Festprogramms der Einweihung der Kaserne an der Friedberger Landstraße am 14. Mai 1937

Die Kaserne an der Friedberger Warte, ca. 1938

Einladung zum Richtfest der Kaserne an der Homburger Landstraße im Juli 1937

Einladung zur Eröffnung der Kaserne am Marbachweg an Oberbürgermeister Krebs, 1938

Die Nachrichtenkaserne am Marbachweg im Kriegsjahr 1941

Auszug zu einer Parade aus der Gutleutkaserne, 1937

Parade der Wehrmacht in der Kaiserstraße, 1937

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Frankfurt zum entmilitarisierten Gebiet. Nachdem Hitler durch den Einmarsch von Truppen den Versailler Vertrag gebrochen hatte, wurde Frankfurt noch 1936 wieder Garnison. Die Stadt hatte großes wirtschaftliches Interesse daran und förderte den Bau von Kasernen mit guter Verkehrsanbindung an den ebenfalls ausgebauten Truppenübungsplatz bei Berkersheim und Bad Vilbel mit großem finanziellen Aufwand.

 

Frankfurt verlor mit der Annexion durch Preußen seine gesamten eigenen militärischen Einrichtungen. Wie jede größere preußische Stadt wurde es bald wieder Garnison. Von 1870 bis 1873 entstand in Bockenheim (1895 eingemeindet) eine Kavalleriekaserne (später Artilleriekaserne), der 1877 bis 1879 die Infanteriekaserne in der Gutleutstraße und 1914 die Artilleriekaserne in Bonames folgten. Im Jahr 1899 wurde Frankfurt Sitz der des XVIII. Armeekorps und war vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges Standort eine Reihe von militärischen Dienststellen und Einheiten (Infanterie und Artillerie). Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Frankfurt zum entmilitarisierten Gebiet, so dass alle Kasernen geräumt und zivilen Nutzungen zugeführt wurden. In der damals noch selbstständigen und zum Brückenkopf Mainz gehörenden Stadt Höchst wurde 1926 eine eigene Kaserne für die französischen Besatzungstruppen fertig gestellt und von diesen im November 1929 geräumt.

 

Schon 1935 setzte sich Oberbürgermeister Krebs für Frankfurt als Garnison ein. Dies wurde konkreter, als Hitler 1936 den Versailler Friedensvertrag brach und Truppen in das entmilitarisierte Gebiet einmarschieren ließ. Am 8. März 1936 zogen deutsche Verbände in Frankfurt ein, wurden festlich empfangen und besetzten die Kasernen in der Gutleutstraße und in Bonames. Am 16. März 1936 erklärte Hitler Frankfurt zur Garnisonsstadt. Die älteren Kasernen in der Gutleutstraße und Bockenheim genügten den Ansprüchen der Wehrmacht nicht mehr, so dass sie aufgegeben und durch Neubauten in der für Wehrmachtsbauten der Zeit charakteristischen Manier ersetzt wurden, von denen aus der Truppenübungsplatz bei Berkersheim und Bad Vilbel bequem und schnell zu erreichen sein sollte und die an der Homburger Landstraße, der Friedberger Landstraße und am Marbachweg errichtet wurden. Die Kaserne in Bonames wurde ausgebaut.

 

Das Reich kaufte 1937 die amtlich „Besatzungskaserne“ genannte Höchster Kaserne von der Stadt zurück und brachte in ihr Luftwaffeneinheiten unter. Im März 1937 wurde umfangreicher Bedarf für Gelände angemeldet: für den auf 235 Hektar verdoppelten Truppenübungsplatz bei Berkersheim und Bad Vilbel und Kasernen in Bonames, an der Friedberger Warte, am Marbachweg, in der Hausener Landstraße (heute Industriehof) sowie Erweiterungsgelände für die Kaserne in Höchst und Baugrund für weitere militärische Dienststellen. Dadurch gingen große landwirtschaftliche genutzte Flächen verloren. Viel davon wurde der Wehrmacht von der Stadt unentgeltlich überlassen, die für die Wehrmacht auch Grundstücke ankaufte und die Landwirte mit Landverlusten aus dem eigenen Liegenschaftsbestand und dem öffentlicher Stiftungen entschädigte. Hinzu kamen die Erschließung von Grundstücken, der Bau von Straßen und die Anbindung an den Nahverkehr. In Hausen wurden auf dem Gelände des heutigen Industriehofes Flakabteilungen untergebracht; ein Flugplatz, der „Fliegerhorst Sossenheim“ entstand im Süden von Eschborn an der Grenze zum Stadtteil Sossenheim. Frankfurt erhielt allerdings kein Wehrkreiskommando, sondern gehörte zum Wehrkreis XII mit Sitz in Wiesbaden.

 

Schon im März 1936 zeigte Krebs großes Entgegenkommen, als ihn militärische Stellen um Hilfe für die Ausstattung von Offiziers- und Unteroffiziersheimen baten und bewilligte für Möbel und andere Ausstattungsgegenstände im April 1936 zunächst 10.000 Reichsmark. Davon wurden für die Kaserne in Bonames unter anderem Tische, Sessel, Lampen, Bilder und Skulpturen angeschafft. Weitere Möbel wurden ausgeliehen. Örtliche Bau- und Handwerksunternehmen erhielten für die Kasernenbauten Aufträge; die Frankfurter Brauereien belieferten die Kantinen. Im Frühjahr 1937 wurde mit dem Neubau einer Nachrichtenkaserne am Marbachweg begonnen und am 1. April 1938 Richtfest gefeiert. Das hierfür erforderliche Gelände gehörte zuvor überwiegend dem Waisenhaus. Am 4. März 1937 sagte Krebs zu den Gemeinderäten: „Meine Herren, Sie sehen, dass wir uns die Herholung der Wehrmacht etwas kosten lassen. Es werden einige tausend Militärpersonen nach Frankfurt kommen. Dadurch erhält die Wirtschaft einen Auftrieb, denn es wird ein erhöhter Bedarf an Werkzeugen usw. entstehen. Auch die Bauern, die durch die Grundstücksabtretung teilweise Einbusse erleiden, werden durch die größere Zahl von Abnehmern ihrer Erzeugnisse entschädigt. … Mit Ausnahme einer alten Dame, wegen der das Enteignungsverfahren durchgeführt werden muss, sind wir zu einer Einigung mit den Grundstücksbesitzern gekommen“.

 

Literatur und Quellen

 

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a. M. Magistratsakten, 3.596 (Fotos vom Einmarsch deutscher Truppen in Frankfurt im März 1936) 3.695-3.696 (Begrüßung der ersten Wehrmachtseinheiten in Frankfurt und weiterer Einheiten), 3.720-3.723 (Landbeschaffung, Flugplatz Sossenheim, Flakkaserne Hausen), 3.724 (Kaserne Bonames), 3.725 (Unterbringung von Truppen in Frankfurt), 3.726 (Kaserne Marbachweg), 3.727 (Luftwaffenlazarett), 3.731; Magistratsakten – Nachträge, 87, fol. 5-17, Sitzung des Oberbürgermeisters mit den Gemeinderäten vom 4. März 1937.

Verwaltungsbericht der Stadt Frankfurt a. M. über das Haushaltsjahr 1936/37.

Helmut Weihsmann, Bauen unterm Hakenkreuz, Wien 1998, S. 108-120, 435.

Gerd R. Ueberschär, Die höheren militärischen Dienststellen in Frankfurt am Main von 1815 bis 1945, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, 57, 1980, S. 125-150.

Helmut Lenz u. Franz Lerner, Hausen, Frankfurt 1998, S. 115-119 (Flak-Kaserne Hausen).

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Frankfurt zum entmilitarisierten Gebiet. Nachdem Hitler durch den Einmarsch von Truppen den Versailler Vertrag gebrochen hatte, wurde Frankfurt noch 1936 wieder Garnison. Die Stadt hatte großes wirtschaftliches Interesse daran und förderte den Bau von Kasernen mit guter Verkehrsanbindung an den ebenfalls ausgebauten Truppenübungsplatz bei Berkersheim und Bad Vilbel mit großem finanziellen Aufwand.



Autor/in: Konrad Schneider
erstellt am 01.01.2005
 

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