Verzweifelter Freitod: Die Dramaturgin Franziska Becker (1874-1942)

Die 1874 geborene Franziska Becker arbeitete ab 1918 als Dramaturgin und Theaterautorin in Frankfurt. Als Jüdin verfolgt, nahm sie sich 1942 in Frankfurt das Leben.

 

Franziska Becker, geb. Hess, wird am 18. April 1874 in Frankfurt am Main geboren. Franziska Becker wirkt ab 1918 vornehmlich als Dramaturgin und Autorin von Kinderstücken nach bekannten Märchen und Novellen. Ihre Bearbeitung der Hauffschen Erzählung „Zwerg Nase“ in sechs Bildern feiert in Frankfurt und Darmstadt Erfolge. Bis 1926 gehört Franziska Becker dem Ensemble des Neuen Theaters in Frankfurt an. Dort kommen in den Spielzeiten 1917/18 und 1921 ihre Weihnachtsgeschichte „Der Lügenpeter“, „Der kleine Gernegroß“ oder „Der Barometermacher auf der Zauberinsel“ (nach Ferdinand Raimund) auf die Bühne. Das Ostermärchen „Heidideldei oder Wie die Hasen dazu kamen, Eier zu legen“ wurde am 23. März 1921 in den Frankfurter Kammerspielen uraufgeführt. Gemeinsam mit Hedwig Michel verfasst sie um 1922 außerdem das Stück „Tuttifäntchen“, das der Komponist Paul Hindemith vertont. Neben größeren Theaterdichtungen erarbeitet Franziska Becker auch Reklametexte für Frankfurter Firmen. Bereits 1919 erscheint im Frankfurter Verlag der Goldsteinschen Buchhandlung ihr Gedichtband „Sonnenwärts“.

 

Über die persönliche Situation der Bühnendichterin während der NS-Zeit ist wenig bekannt. Ihrer einzigen Tochter gelingt 1938 die Flucht in das Exil. Zuletzt ist Becker vermutlich verwitwet. Nach 1933 bestreitet sie anfangs ihren Unterhalt vermutlich noch als Eigentümerin der Liegenschaften Westendstraße 7, Beethovenstraße 22, Hauffstraße 18, Holbeinstraße 18 und Mendelssohnstraße 29. Zwischen Juli 1938 und Januar 1940 muss sie wie viele andere antisemitisch Verfolgte in der Pension Jüttner, Kettenhofweg 114, wohnen. Außerdem wird sie gezwungen, mehr als 15.000 Reichsmark „Judenvermögensabgabe“ zu entrichten.

 

Franziska Becker scheidet am 9. oder 29. Januar 1942 im Alter von 67 Jahren in Frankfurt durch Freitod aus dem Leben.

 

Franziska Becker ist auf der Gedenktafel der Städtischen Bühnen aufgeführt.

 

 

Literatur::

Heike Drummer/Jutta Zwilling (Bearb.)/Jüdisches Museum Frankfurt am Main (Hg.), Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz.

Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. Bearbeitet von Bundesarchiv Koblenz und dem Internationalen Suchdienst Arolsen, Koblenz 1986.

Thomas Siedhoff, Das Neue Theater in Frankfurt am Main 1911-1935. Versuch der systematischen Würdigung eines Theaterbetriebs (Studien zur Frankfurter Geschichte 19), Frankfurt am Main 1985, S. 118-119, 252, 264-265, 431.

Die 1874 geborene Franziska Becker arbeitete ab 1918 als Dramaturgin und Theaterautorin in Frankfurt. Als Jüdin verfolgt, nahm sie sich 1942 in Frankfurt das Leben.



Autor/in: Heike Drummer / Jutta Zwilling
erstellt am 01.01.2010
 

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