1927 beziehen Edith und Otto Frank mit ihrer einjährigen Tochter Margot eine Wohnung im Marbachweg. Im Juni 1929 kommt die zweite Tochter Anne zur Welt.
Edith Frank und Otto Frank ziehen im März 1927 mit ihrer einjährigen Tochter Margot aus dem Westend in das Haus Marbachweg 307. Mit anderen in seiner Nachbarschaft war das Haus 1925 von der Siedlergenossenschaft des Frankfurter Lehrervereins errichtet worden. Nicht allzuweit entfernt entsteht 1927 die Wohnanlage einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft im Stil des Neuen Frankfurt. Das Gebiet am Marbachweg ist Neubaugebiet. Es bietet Wohnen im Grünen, in Licht und Luft. Der Marbachweg ist auch im sozialen Sinne Neubaugebiet. Die städtische Wohnungspolitik förderte genossenschaftlichen Wohnungsbau als „Demokratisierung“ des Haus- und Grundbesitzes, der gemeinnützige Wohnungsbau sollte menschenwürdiges Wohnen auch für kleine Einkommen möglich machen.
Der Wegzug aus dem Westend mit seinem jüdisch geprägten Milieu ist für Edith und Otto Frank mit der Überzeugung verbunden, dass ein gemeinsames Aufwachsen ihrer Tochter mit Kindern aus sozial und konfessionell anders geprägten Familien der Ausbildung von Vorurteilen vorbeugen werde. Im Dezember 1928 notiert Edith Frank in ein Merkbuch, das sie zur Geburt der Tochter angelegt hatte: „Jeden Nachmittag kommen viele Kinder oder Margot spielt in der Nachbarschaft: Kaufladen, Schule, Eisenbahn, Trambahn, Puppenwaschen.“ Zur ältesten Tochter einer zehnköpfigen katholischen Lehrerfamilie, Gertrud Naumann, entwickelt sich eine besonders herzliche Freundschaft.
Am 12. Juni 1929 kommt die zweite Tochter, Annelies Marie, genannt Anne in der Klinik des Vaterländischen Frauenvereins in der Eschenheimer Anlage zur Welt. Das erste Foto, das Otto Frank auf dem Balkon des Hauses am Marbachweg macht, zeigt sie im Arm der Zugehfrau. Margot sitzt auf dem Schoß des Hausmädchens, Mutter und die Freundinnen Margots und zukünftigen Freundinnen Annes, die zur Besichtigung der neuen Marbachweg-Bewohnerin gekommen sind, komplettieren das Bild. 1931 kündigen die Franks die Wohnung im Marbachweg und ziehen in die Ganghoferstraße im Dichterviertel um, das bürgerlich liberal geprägt ist, mit einem Anteil jüdischer Einwohner, der etwa dem Anteil der jüdischen Frankfurter an der Gesamtbevölkerung der Stadt entspricht. Erzählt wird, Otto Frank, der liberal eingestellt ist und Nationaldeutsches und Nationalsozialismus nicht nur wegen deren Antisemitismus ablehnt, habe sich über den Hausbesitzer, der im Erdgeschoss wohnte, „geärgert“. Der bekennende Nationaldeutsche schätzt allerdings in ständiger Sorge um die Hypothek, die das Haus belastete, jüdische Mieter, weil sie als zuverlässige Zahler galten. Nachmieter der Franks wird ein jüdischer Börsenmakler, der in seiner nationaldeutschen Überzeugung felsenfest davon ausgeht, dass der nationalsozialistische Antisemitismus ihn nicht meinen könne.
Die Weltwirtschaftskrise, die mit dem „Schwarzen Freitag“ an der New Yorker Börse im Oktober 1929 beginnt, beeinflusst die Geschäfte Otto Franks, das kleine Bankgeschäft, die Vertretung für Bad Sodener Mineralprodukte und die Sodener Brunnenverwaltung. Die Freundschaft mit Gertrud Naumann hat auch über den Umzug der Franks zum 1. März 1931 in die Ganghoferstraße 24, die Emigration in die Niederlande und trotz des in Deutschland zur Staatsräson erhobenen Antisemitismus Bestand.
1927 beziehen Edith und Otto Frank mit ihrer einjährigen Tochter Margot eine Wohnung im Marbachweg. Im Juni 1929 kommt die zweite Tochter Anne zur Welt.