Am Römerberg

Blick auf Römerberg und Römer vom Fahrtor aus im Frühsommer 1944, zeitgenössische Fotografie

Blick auf Römerberg und Römer vom Eingang der Bendergasse aus, im Vordergrund das im Krieg angelegte Löschwasserbecken im Frühsommer 1944, zeitgenössische Fotografie

Blick auf Justitia-Brunnen und die Nordzeile des Römerbergs im Frühsommer 1944, zeitgenössische Fotografie

Blick auf die Nordzeile des Römerbergs, rechts das Steinerne Haus und Dom im Frühsommer 1944, zeitgenössische Fotografie

Blick auf das Eckhaus der Nordzeile des Römerbergs zur Braubachstraße im Frühsommer 1944, zeitgenössische Fotografie

Blick vom Steinernen Haus am Alten Markt auf das Eckhaus der Ostzeile des Römerbergs, und auf den Römer im Frühsommer 1944, zeitgenössische Fotografie

Im Frühsommer 1944 machte der Frankfurter Fotograf Paul Wolff farbige Aufnahmen des zerstörten Römerbergs.

 

Zu den fast 100 fotografischen Aufnahmen auf Farbdiafilm, die das Historische Museum im November 1944 vom Frankfurter Fotografen Paul Wolff erwarb, gehört eine Serie, die die zerstörte Bebauung des Römerbergs festhält. Auf zwei Wolffschen Bildern des Römers sind Durchhalteparolen zu erkennen, die mit weißer Farbe auf die Fassaden des Römers gepinselt worden sind: „Der Sieg wird unser sein“, „Führer befiehl, wir folgen“, „Wir trotzen dem Terror“. Auf der Aufnahme des Römers vom Eingang der Bendergasse aus fehlen die Parolen. Offensichtlich sind sie erst in den Wochen, in denen Paul Wolff am Auftrag des Historischen Museums arbeitete, aufgepinselt worden.

 

Private Fotografien der zerstörten Stadt waren tabu. In Einzelfällen ist bekannt, dass die Gestapo Frankfurter, die nach Luftangriffen privat fotografierten, verfolgte und die Filme vernichtete. Die häufig zu hörende Begründung, es müsse verhindert werden, dass Aufnahmen der Zerstörung dem Feind in die Hände fielen, der sie dann propagandistisch nutzen würde, ist wenig glaubhaft, da auch die nationalsozialistische Presse Bilder der Zerstörung veröffentlichte. Ihre Auswahl folgte den eigenen propagandistischen Zwecken. Deshalb ist anzunehmen, dass mit der Verfolgung privater Fotografie Bilder verhindert werden sollten, die mit der Propaganda, deren Bilder Durchhaltewillen, Hass auf den Feind und den unerschütterlichen Glauben an den Endsieg stimulieren sollten, nicht konform gingen.

 

Paul Wolff arbeitete offiziell im Auftrag einer Institution der Stadt. Das Historische Museum interessierte vermutlich an erster Stelle nicht die fotografische Konservierung der Zerstörung, sondern die fotografische Dokumentation dessen, was stehen geblieben war und als originaler Rest Bestandteil eines rekonstruierenden Wiederaufbaus werden konnte. Die Zerstörung der Stadt ließ die Stadtplaner bereits wenige Wochen nach den Märzangriffen 1944 überlegen, wie die Stadt der Nachkriegszeit aussehen könnte. Die historische Altstadt hatte mit den Modellvorstellungen der nationalsozialistischen Idealstadt nichts gemein. Das Historische Museum setzte auf weitgehende Rekonstruktion, auf die Wiederherstellung der historischen Stadt, auf Tradition.

 

Weiterführende Hinweise:
Paul Wolff verfügte über das noch rare und erst 1936 auf den Markt gekommene Farbmaterial, weil er für die im April 1943 von Hitler angeordnete und vom Propagandaministerium bis Kriegsende als reichsweites fotografisches Projekt organisierte Dokumentation von Decken- und Wandmalereien in historischen Bauwerken auf Farbfilm arbeitete. Wahrscheinlich ist, dass Paul Wolff auch den Auftrag vom Historischen Museum erhielt. Da die seinerzeit fest verklebten Dias materialbedingt extrem blaustichig sind, wenig Rotfärbung und in aller Regel kleine Schadstellen aufweisen oder mechanisch verschmutzt sind, wurden die Abbildungen digital bearbeitet.

Im Frühsommer 1944 machte der Frankfurter Fotograf Paul Wolff farbige Aufnahmen des zerstörten Römerbergs.



Autor/in: Jürgen Steen
erstellt am 01.01.2003
 

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