NS-System und Alltag


Die NSDAP feierte das Hissen der Hakenkreuzfahne an der Fassade des Römers am Vormittag des 13. März 1933 als Beginn des Dritten Reichs in Frankfurt. Am gleichen Tag wurde der nur vorläufig zum kommissarischen Oberbürgermeister ernannte Nationalsozialist Friedrich Krebs Dienstherr der Stadtverwaltung und oberster Repräsentant der Stadt in allen kommunalpolitischen Angelegenheiten. Aufgrund der weitreichenden städtischen Beteiligungen, die während der Weimarer Republik zielstrebig und im Interesse an einer sozial gerechten Stadt ausgebaut worden waren, wurde das Oberbürgermeisteramt zur Schlüsselstelle der zügigen Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur auf kommunaler Ebene.
Der Oberbürgermeister war als Kreisleiter zugleich örtlicher Führer der NSDAP, die sich mit dem Ziel der lückenlosen Erfassung und Kontrolle der Stadtbevölkerung neu organisierte. Ihr ideologisches Negativbild Frankfurts als „jüdisch und liberal verseuchter“ Stadt stammte bereits von den völkischen Antisemiten des 19. Jahrhunderts und war nach dem Ersten Weltkrieg um die „Verseuchung“ durch Marxismus und Moderne erweitert worden. Die nationalsozialistische Programmatik der Wiederherstellung der „deutschen“ Stadt Frankfurt am Main verschleierte und legitimierte propagandistisch Aufbau und Wirkungsweise des NS-Systems, dessen totalitärer Anspruch auch und nicht zuletzt Alltag und Lebenswelt der Großstadt einschloss und nach der nationalsozialistischen Doktrin von Rasse, Führertum und Volk gleichzuschalten suchte.

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