Das 1986 vom Bundesarchiv in Koblenz und dem Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen publizierte „Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ enthält die Namen der aus dem heutigen Westdeutschland und Westberlin in der NS-Zeit deportierten Juden. Erweitert um die Namen aus dem Gebiet der ehemaligen DDR wurde das Gedenkbuch 2006 neu herausgegeben. Daneben gibt es auch eine aktuelle Online-Fassung, die etwa 160.000 Namen enthält.
Eine bedeutende Quelle für die bisherigen Forschungen zu deportierten Juden und Jüdinnen aus Frankfurt am Main und damit den Namenfries der Gedenkstätte Neuer Börneplatz bildete das von Bundesarchiv Koblenz und Internationalem Suchdienst in Bad Arolsen bearbeitete „Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“. Es erschien 1986 nach mehr als 20-jähriger Recherchezeit in erster Auflage.
Die zweibändige Publikation enthält in alphabetischer Reihenfolge die Namen der aus dem späteren Gebiet der alten Bundesrepublik Deutschland einschließlich West-Berlins deportierten Personen, die einer Verfolgung durch die Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Nach dem Stand von 1986 verzeichnet die Liste 128.091 Einträge. Dazu zählen auch die so genannten „Euthanasie-Opfer“, die in Anstalten ermordet wurden, sowie Personen, die sich angesichts permanent zunehmender Verfolgung und der drohenden Deportation selbst das Leben nahmen.
Das „Gedenkbuch“ wie auch das von Adolf Diamant 1984 veröffentlichte Frankfurter „Deportationsbuch“ enthalten für die Personen – soweit bekannt – folgende biografische Angaben: Zunamen, Vornamen, bei verheirateten, geschiedenen oder verwitweten Frauen den Geburtsnamen, Wohnort, Geburtstag, Todestag und das Deportationsziel beziehungsweise den Todesort. Die Herausgeber des Gedenkbuches weisen in ihrem Nachwort ausdrücklich darauf hin, dass die Liste Fehler enthält. Das beginnt bei falscher Orthografie der Namen – man denke an die diversen Schreibweisen des Namens „Meier“ – und endet bei variierenden Vornamen, Lebensdaten, Deportationszielen, Doppel- oder Nichtaufführungen verschiedener Personen oder der Nennung von Überlebenden.
Als problematisch erwies sich zudem die Rubrik „Wohnort“. Hier nämlich trugen die Bearbeiter des Gedenkbuches den Geburtsort ein, wenn die Angabe des Wohnortes in der Quelle fehlte oder nicht eindeutig zu klären war, ob es sich um den Geburts- oder Wohnort handelte. Für die Stadt Frankfurt am Main sind somit einige zum Zeitpunkt der Deportation hier gemeldete Personen unter anderen Städten und Gemeinden, nämlich ihren Geburtsorten, zu finden. Diese Fehlinformationen im „Gedenkbuch“ sind automatisch auch auf das „Deportationsbuch“ und die Namentafel im Jüdischen Museum übertragen worden, da der EDV-Auszug für Frankfurt am Main seinerzeit ungeprüft gedruckt beziehungsweise graviert wurde. Mit der vom Jüdischen Museum beauftragten Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz konnten inzwischen viele Fehler korrigiert werden.
Im Mai 2006 stellte das Bundesarchiv in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ die zweite, erweiterte und korrigierte Auflage des „Gedenkbuches“ vor. Die Neubearbeitung schließt jetzt auch die Namen von Opfern aus den fünf neuen Bundesländern und Ost-Berlin sowie den ehemaligen deutschen Ostgebieten ein. Wurden in der Druckfassung 149.625 Namen veröffentlicht, umfasst die aktuelle Online-Präsentation bereits 159.972 Namen, davon rund 155.000 Ermordete. Die Geburtsorte wurden im Laufe der Bearbeitung weitestgehend an die territorialen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Geburt angepasst. Mit der Eingabe Geburtsort „Frankfurt Main“ erzielt der Nutzer 3.419 Treffer, mit der Eingabe Wohnort „Frankfurt Main“ 9.979 Treffer (Stand: 15. Oktober 2009).
Im Vergleich zur vierbändigen Publikation werden im Netz auch die Namen der Personen veröffentlicht, die 1938/39 nach Polen, häufig in den Grenzort Bentschen (Zbaszyn), abgeschoben wurden („Polen-Aktion“). Die Nennung erfolgt jedoch unabhängig davon, ob die Emigration später noch glücken konnte und damit die Chance zum Überleben blieb. Die Namen dieser etwa 7.000 Personen sind bei der Online-Recherche blau hinterlegt.
Eine wichtige Quelle für die Neubearbeitung bildeten die „Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung und Vorbildung“ der Volkszählung vom 17. Mai 1939, die heute digitalisiert vorliegen. Die Wohnortangabe entspricht jetzt ebenfalls der Erfassung zum Zeitpunkt der Volkszählung. Die Online-Präsentation zeigt erstmalig das Feld Inhaftierung. Dieses enthält Haftzeiten, die nicht mit der späteren Deportation in Zusammenhang stehen.
Literatur::
Heike Drummer/Jutta Zwilling (Bearb.)/Jüdisches Museum Frankfurt am Main (Hg.), Datenbank Gedenkstätte Neuer Börneplatz.
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, 4 Bde., Bundesarchiv 2006.
www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/
Das 1986 vom Bundesarchiv in Koblenz und dem Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen publizierte „Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ enthält die Namen der aus dem heutigen Westdeutschland und Westberlin in der NS-Zeit deportierten Juden. Erweitert um die Namen aus dem Gebiet der ehemaligen DDR wurde das Gedenkbuch 2006 neu herausgegeben. Daneben gibt es auch eine aktuelle Online-Fassung, die etwa 160.000 Namen enthält.