Nach dem Pogrom am 10. November 1938 bleibt das Modehaus Wiener Chic geschlossen. Dem Inhaber wird der Mietvertrag fristlos gekündigt.
Eine halbe Stunde nach Ende des 10. Novembers 1938, unmittelbar nach der Anweisung zur Beendigung der Aktionen durch die Gauleitungen, wurden alle Polizeiverwaltungen per Rundspruch verpflichtet, für die Beseitigung der Spuren des Novemberpogroms zu sorgen. Sie hatten die Hausbesitzer zu veranlassen, zertrümmerte Läden mit Holz zu verkleiden und gegebenenfalls Arbeiten im Auftrag der Polizei (und auf Kosten der Hausbesitzer) ausführen zu lassen. Die Polizei, die dem Pogrom tatenlos zuschaute, hat das Aufräumen zu besorgen. Die Läden bleiben geschlossen und eröffnen erst wieder, nachdem die jüdischen Besitzer enteignet worden und deutsche Geschäftsinhaber an ihre Stelle getreten oder die Läden neu vermietet worden sind.
Am Modehaus Wiener Chic ist der Rolladen noch Wochen später heruntergelassen, die seitlichen Verkaufsvitrinen sind leer und mit Drahtgittern vernagelt. Das Geschäft wird nicht wieder eröffnet. Dem Inhaber wird gekündigt. Als Nachfolger eröffnet ein Fotograf sein Atelier. Der junge Mann, der sich im Augenblick der Fotografie zum Plakat umgedreht hat, an dem er soeben vorbeigegangen ist, liest: „Juda hetzt“ und „Kauft nicht bei Juden!“
Nach dem Pogrom am 10. November 1938 bleibt das Modehaus Wiener Chic geschlossen. Dem Inhaber wird der Mietvertrag fristlos gekündigt.