Wirtschaft und Arbeit


Frankfurt am Main war zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft eine moderne Großstadt und die Metropole des sich gerade entwickelnden "rhein-mainischen Wirtschaftsgebiets". Seit dem Verlust der Selbständigkeit 1866 und der Reichsgründung 1871 hatte sich Frankfurt ständig um verbesserte Standortbedingungen in Preußen wie im Reich bemüht.
Den Oberbürgermeistern Miquel, Adickes und mehr noch dem Oberbürgermeister der Weimarer Zeit Ludwig Landmann waren die intensiven unmittelbaren Beziehungen zu den zentralen Behörden in Berlin zu verdanken.
Nach 1933 gestalteten sich die direkten, den Regierungspräsidenten in Wiesbaden oft umgehenden Beziehungen nach Berlin schwieriger. Die Industrie- und Handelskammer wurde „gleichgeschaltet“. Der neue Präsident Carl Lüer, Leiter der Wirtschaftsredaktion des parteiamtlichen „Frankfurter Volksblattes“, war ein Parteigänger des Gauleiters Sprenger. Die schwierigen und rivalisierenden Beziehungen zwischen der Kommune und dem Gauleiter belasteten auch die wirtschaftliche Förderung der Stadt durch das Reich. Ohnehin war Frankfurt am Main durch die Nähe der früheren französischen Besatzungszone, später dann entmilitarisierten Zone, bei der Vergabe von Aufträgen durch die Reichswehr bzw. die Wehrmacht benachteiligt. Auch der Titel „Stadt des deutschen Handwerks“ vermochte die Nachrangigkeit Frankfurts aus Sicht des Reiches nicht zu beheben. Oberbürgermeister Krebs und der Magistrat setzten daher auf die Entwicklung eines „rhein-mainischen Wirtschaftsgebietes“ und auf den internationalen Ruf der Frankfurter Messe.
Die Wirtschaft in Frankfurt und in der Region hatte in den Jahren vor dem Krieg durchaus positive Impulse zu verzeichnen. Nachhaltige Auswirkungen blieben bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs jedoch aus. Das lag neben strukturellen Bedingungen der Region vor allem an der chronischen Devisenknappheit des Reiches und an den bürokratischen Auswirkungen einer Quasiplanwirtschaft der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik.
Die Arbeitslosigkeit ging in Frankfurt am Main bis zum Kriegbeginn nur unwesentlich zurück. Sie lag – zwischen fünf und zehn Prozent schwankend – beständig über dem Reichsdurchschnitt. Erst der Zweite Weltkrieg „bereinigte“ den längst nicht mehr freien Arbeitsmarkt. Gegen ideologische Prämissen wurden erst Frauen, im weiteren Kriegsverlauf dann Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in die Fabriken geholt. Der Anteil der Fremd- und Zwangsarbeiter an den Belegschaften betrug bis zu dreißig Prozent.
Die Frankfurter Wirtschaft im Nationalsozialismus ist in vielerlei Hinsicht noch immer ein Forschungsdesiderat. Nur wenig vorhandenes, zudem weit verstreutes Quellenmaterial und ideologisch verzerrte offizielle Statistiken und Berichte erschweren die wissenschaftliche Forschung. 
Zu den Lücken in der Forschung gehören die „Arisierungen“ der Vermögen Frankfurter Juden.

 

At the start of Nazi rule, Frankfurt am Main was a large modern city and the metropolis of the newly emerging ‘Rhine-Main economic area’. In the wake of the Austro-Prussian War in 1866, Frankfurt lost its status as a free city when it was annexed by Prussia. Yet both within Prussia and, from 1871, as part of imperial Germany, it constantly sought to improve its conditions as an economic location.
Thanks to city Mayors Miquel and Adickes, and in particular Mayor Ludwig Landmann in the Weimar years, Frankfurt had strong direct links to the main authorities in Berlin. After 1933, it proved more difficult to sustain these direct relations to Berlin, which had often bypassed the head of the regional government (Regierungspräsident) in Wiesbaden. Under the Nazi regime, Frankfurt’s Chamber of Industry and Commerce (IHK) was also aligned with the Party’s goals. Carl Lüer, the new IHK president, was head of the business editorial department in the Frankfurter Volksblatt, a leading Nazi Party newspaper. He also belonged to the faction of Jakob Sprenger, Gauleiter (regional leader) of Hesse-Nassau. The difficult relations and rivalry between the municipal authorities and Sprenger also placed a strain on Reich support to promote the city’s economy. In the 1920s, the city’s proximity to the former French zone of occupation, later a demilitarised zone, had already proved an obstacle in gaining contracts awarded by the German armed forces. The title ‘City of German Crafts’ bestowed on Frankfurt in 1935 did little to change the Reich authorities’ view of the city’s subordinate status. As a result, Mayor Krebs and the municipal authorities placed their hopes in developing a ‘Rhine-Main economic area’ and the international reputation of the Frankfurt Trade Fair.
In the years before the war, the economy in Frankfurt and the region certainly showed positive tendencies, though these did not have any lasting impact before the start of the Second World War. This was partly the result of the region’s structural conditions, but primarily due to Germany’s chronic shortage of foreign currency and the bureaucratic implications of the Nazi Party’s policy of a quasi-command economy. Frankfurt’s unemployment figures hardly fell before the start of the war. Fluctuating between five and ten per cent, the rate of unemployment was consistently above the average across Germany. Only the Second World War first ‘cleansed’ a labour market which had long ceased to be independent. To begin with, against the Nazi Party’s own ideological principles, women were assigned work in the factories. Over the course of the war, they were followed by prisoners-of-war and forced labourers. Ultimately, foreign and forced labour accounted for up to 30 per cent of the workforce.
In many respects, Frankfurt’s economy under the Nazi regime still requires considerable research. However, scholarly investigation faces considerable difficulties given the lack of source materials which are, moreover, widely dispersed, as well as ideologically distorted official statistics and reports. The research gaps here also include the ‘Ayranisation’ of the assets of Frankfurt Jews.

Top