Die KPD nach 1945

Nach dem Krieg wurde das frühere Gauhaus der NSDAP in der Gutleutstraße 12-14 die Parteizentrale der KPD

KPD Kundgebung auf dem Römerberg im März 1947: Am Rednerpult der spätere DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl., 3. von rechts: Wilhelm Pieck, der spätere Präsident der DDR

Kommunalwahlen 1946: die KPD verteilt Flugblätter an der Notbrücke in Sachsenhausen, im Hintergrund die Dreikönigskirche

Flugblatt der KPD zur Landtagswahl 1946

Die KDP gehörte neben der SPD zu den Parteien, die unter der NS-Verfolgung am meisten gelitten hatten. Die gemeinsame Leidenszeit begünstigte das Konzept einer engen Zusammenarbeit. Im September 1945 wurde die KPD in Frankfurt wieder zugelassen. Zunächst auf die Bekämpfung der Notsituation konzentriert, gewann sie in Frankfurt 1946 mehr als zehn Prozent der abgegebenen Stimmen. Mit der Eskalierung des „Kalten Krieges“ und der Verfestigung ihres dogmatischen Marxismus-Leninismus geriet sie aber immer mehr in die Isolierung, bis sie 1956 vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde.

 

Die KPD gehörte mit den Sozialdemokraten zu den beiden Parteien, die während der Anfangsphase des Dritten Reichs am meisten Opfer der politischen Verfolgung zu beklagen hatte und nach und nach vollständig in den Untergrund getrieben wurde. Das gleiche Schicksal und die Inhaftierung in Konzentrationslagern ließ viele Kommunisten und Sozialdemokraten über die Möglichkeit einer Kooperation nach dem Krieg nachdenken. Nach der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 wurden diese Gedanken wieder aufgegriffen.

 

Die KPD in Hessen war zunächst vor aller ideologischen Festlegung auf die Ziele des Marxismus-Leninismus an einer realen Überwindung der Spaltung des „politischen Arms der Arbeiterklasse“ interessiert. Nicht zuletzt die auch in Frankfurt nach dem 29. März 1945 entstandenen lokalen Antifaschistischen Ausschüsse gaben davon beredtes Zeugnis. Diese waren zumeist paritätisch mit Kommunisten und Sozialdemokraten besetzt. Auch im Frankfurter Bürgerrat, einer Art Allparteien-Gremium, das bis zur ersten Stadtverordnetenwahl 1946 Bestand hatte, war die KPD vertreten.
Der Bezugspunkt für die organisatorische und programmatische Etablierung der hessischen und der Frankfurter KPD war das Zentralkomitee (ZK) in Berlin.

 

Organisatorisch gelang es den ab Mitte Mai 1945 in Frankfurt eintreffenden KP-Leuten Walter Fisch (1910-1966) und Willi Wildgrube, bald wieder einen rudimentären Betrieb zu gewährleisten. Im Juli stießen Leo Bauer (1912-1972) und Emil Carlebach (1914-2001) hinzu. Bauer war von 1945 bis 1949 Mitglied der Landesparteileitung sowie des Verfassungsberatenden Landesausschusses in Hessen, dem er für die KPD-Fraktion angehörte. Carlebach, der in Buchenwald inhaftiert gewesen war, wurde 1946 Stadtverordneter in Frankfurt, nahm ebenso wie Bauer an den Verfassungsberatungen teil und wurde schließlich Abgeordneter des Hessischen Landtags. Ergänzt wurde das erste Personal der KPD Frankfurt noch um Oskar Müller (1896-1970). Ebenfalls aus der KZ-Haft befreit, spielte er nicht nur lokal eine wichtige Rolle für die KPD, sondern wirkte als erster Nachkriegsminister für Arbeit und Wohlfahrt im Kabinett Geiler vom 15. Oktober 1945 bis 5. Januar 1947. Ebenso gehört er zu den Mitgestaltern der Hessischen Verfassung.

 

Am 12. August 1945 beantragte die lokale Parteileitung die Zulassung der KPD für den Stadtkreis Frankfurt bei den örtlichen Militärbehörden. Am 10. September 1945 gaben die Militärbehörden dem Antrag statt. Die erste Mitgliederversammlung der Frankfurter KPD fand am 30. September 1945 in der Aula der Johann Wolfgang Goethe-Universität statt. Auf dieser Versammlung erörterte Walter Fisch die Bestrebungen der Kommunisten, eine Verschmelzung mit der SPD zu erreichen, um einen antifaschistischen und demokratischen Block zu schmieden. Dass jedoch hier am Ende das „Sowjetsystem, das Rätesystem als beste Form der Demokratie“ (Mühlhausen, Hessen 1945-1950, S. 96) stehen sollte, ließ schließlich die Sozialdemokraten gegen Ende 1945 von Kooperations- und Verschmelzungsbemühungen beider Parteien nachdrücklich abrücken.

 

Nach dem Scheitern einer Einheitspartei mit der SPD widmete sich die KPD verstärkt dem Auf- und Ausbau ihrer Parteiorganisation. Hessen wurde in zwei Bezirke aufgeteilt, Hessen-Frankfurt und Nordhessen-Waldeck. Der Landesleitung gehörten Fisch, Müller, Bauer, Carlebach sowie Paul Krüger an. Die erste Landeskonferenz konnte am 3. und 4. November 1945 in Frankfurt abgehalten werden. Vor 166 Delegierten sprachen Fisch und Müller vor allem über organisatorische Fragen und den Stand des Parteiaufbaus in Frankfurt und Hessen. Im Dezember 1945 hatte die KPD in ganz Hessen rund 8.500 Mitglieder, im Juni 1946 bereits rund 21.000. Bei der Aufnahme neuer Mitglieder verfuhren die Kommunisten sehr streng und versuchten, Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten (Pommern, Ostpreußen) sowie der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) fernzuhalten. Der Aufnahme ging eine umfangreiche Befragung und Erhebung der Beitrittsgründe und der politischen Gesinnung voraus.
Programmatisch zeigte sich dadurch, dass die Ausrichtung der KPD von dem Kurs des ZK in Berlin bestimmt war. Schon am 11. Juni 1945 hatte dieses von der „Schaffung eines Blocks der antifaschistischen demokratischen Parteien (der Kommunistischen Partei, der Sozialdemokratischen Partei, der Zentrumspartei und anderer)“ gesprochen, um die Nachkriegsdemokratie in Deutschland aufzurichten. (Kropat, S. 62)

 

Zusätzlich versuchte die KPD in Frankfurt und anderswo in Hessen, sich als Bewältigerin der aktuell dringlichen Probleme zu präsentieren und sich angesichts der 1945 für nahezu alle Schichten und Bevölkerungsgruppen existierenden Not als Massenpartei anzubieten. Dies gelang ihr jedoch ebensowenig wie die Gewinnung vieler neuer Mitglieder. Die ersten Wahlen auf lokaler Ebene, die Stadtverordnetenwahlen am 26. Mai 1946, waren mit 11,6 Prozent in Frankfurt und 8,3 Prozent hessenweit noch erfolgreich, doch gelang es der KPD nicht, diese Entwicklung fortzusetzen. Schon 1948 fiel sie in Frankfurt auf 5,2 Prozent zurück, in Hessen insgesamt auf 3,3 Prozent.

 

Zu diesem Zeitpunkt war der politische Isolierungsprozess weit fortgeschritten. Hierzu hatte vor allem der nach 1947 mit dem Beginn der Ost-West-Konfrontation einsetzende Antikommunismus beigetragen. Programmatisch hatte sich zum gleichen Zeitpunkt auch die SPD vollends von Vereinigungsvorstellungen beider Parteien verabschiedet. Nicht zuletzt Kurt Schumacher (1895-1952), erster Nachkriegsvorsitzender der Sozialdemokraten, widersetzte sich energisch Vereinigungsbestrebungen innerhalb seiner eigenen Partei. Im Zeichen der zunehmend aggressiveren Blockauseinandersetzung gaben auch die Kommunisten in Hessen ihren Einheitskurs auf und banden sich wieder sehr eng an das ZK in Berlin. Gleichzeitig dazu beendeten sie alle Versuche einer politischen Konzeption, die Sozialismus und Demokratie miteinander zu verbinden suchte.

 

Der politische Erosionsprozess der KPD in Hessen wie auch in Frankfurt setzte sich in den 50er Jahren weiter fort. Angesichts der sich etablierenden Dominanz der SPD im Land und in den Großstädten wie Frankfurt, fand der dogmatische Marxismus-Leninismus sowjetischer Prägung so gut wie kein Gehör. Der Antikommunismus der jungen Bundesrepublik während der Ära Adenauer tat ein Übriges, sowohl aktive politische Arbeit für die KPD wie auch die intellektuelle Beschäftigung mit seinen Vorstellungen zu ächten. Nicht selten wurde die Meinungsäußerung im Sinne kommnunistischer Ideologie kriminalisiert. Das Verbotsverfahren im Jahr 1956 und schließlich das Verbot der KPD sowie aller ihrer Gliederungen und Organisationen durch das Bundesverfassungsgericht und die Streichung ihrer Mandate in einigen Landtagen beendeten zunächst die politische Arbeit des parteipolitisch organisierten Marxismus-Leninismus in Deutschland und in Hessen.

 

 

Literatur und Quellen::

Frolinde Balser, Geschichte der Stadt Frankfurt am Main 1945-1989, Sigmaringen 1995.

Wolf-Arno Kropat, Hessen in der Stunde Null 1945/47, Wiesbaden 1979.

Walter Mühlhausen, Hessen 1945-1950. Zur politischen Geschichte eines Landes in der Besatzungszeit, Frankfurt/Main 1985.

Hermann Weber/Andreas Herbst, Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin 2004.

Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen (SAPMO).

Die KDP gehörte neben der SPD zu den Parteien, die unter der NS-Verfolgung am meisten gelitten hatten. Die gemeinsame Leidenszeit begünstigte das Konzept einer engen Zusammenarbeit. Im September 1945 wurde die KPD in Frankfurt wieder zugelassen. Zunächst auf die Bekämpfung der Notsituation konzentriert, gewann sie in Frankfurt 1946 mehr als zehn Prozent der abgegebenen Stimmen. Mit der Eskalierung des „Kalten Krieges“ und der Verfestigung ihres dogmatischen Marxismus-Leninismus geriet sie aber immer mehr in die Isolierung, bis sie 1956 vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde.



Autor/in: Markus Wedel
erstellt am 01.01.2009
 

Verwandte Personen

Bauer, Leo


Carlebach, Emil


Schumacher, Kurt

Verwandte Begriffe

Bürgerrat


KPD


Marxismus-Leninismus


SPD

Verwandte Orte

Buchenwald

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