Luftschutzmaßnahmen im Stammwerk von Hartmann & Braun

Plan der Luftschutzeinrichtungen des Werkes Gräfstraße von Hartmann & Braun, H & B Firmengeschichtliche Dokumentation 8.2.1944 (Vorlage bearbeitet)

Firmenaushang zur Einbeziehung von Frauen in den Luftschutz-Wachdienst vom 3. Januar 1944, H & B Firmengeschichtliche Dokumentation 8.2.1944

Firmenaushang zur Einteilung der Luftschutzräume vom 17.November 1944, H & B Firmengeschichtliche Dokumentation 8.2.1944

Der firmeneigene Luftschutz soll sicherstellen, dass die Ausfallzeiten bei Luftalarm und Luftangriffen im Interesse der kriegswichtigen Produktion so kurz wie möglich sind.

 

Das Stammwerk von Hartmann & Braun zwischen Gräfstraße, Falkstraße und Leipziger Straße in Bockenheim verfügt über 22 Luftschutzkeller für etwa 3.000 Beschäftigte. Für jeden Keller sind Ordner ernannt. Jeder hat im Alarmfall den ihm vorgeschriebenen Keller aufzusuchen. Es gibt „deutsche“ Keller und Keller und Deckungsgräben für Italiener, West- und Ostarbeiter und französische Zivilgefangene, die auch im Luftschutzkeller und in den Deckungsgräben von Werkschutzkommandos observiert werden.

 

Verbunkerte mit Telefon versehene Unterstände in den Höfen, in den Stockwerken und auf den Dächern dienen der zeitgleichen Beobachtung und Meldung der Auswirkungen eines Angriffs. Die Hydranten gehören zum üblichen Katastrophenschutz, kriegsbedingt ist die Anlage von zwei Löschwasserbecken. Den Werkluftschutz bildeten zu Beginn des Krieges vor allem jüngere männliche Mitarbeiter, die noch nicht zur Wehrmacht eingezogen worden waren. 1943/44 werden deutsche Frauen bis zum 45. Lebensjahr, die nicht Mütter von Kleinkindern und schulpflichtigen Kindern sind, unabhängig davon, ob sie Ehemann und Haushalt haben, zum Luftschutz dienstverpflichtet, um vor allem die Besetzung der Nachtwachen aufrecht erhalten zu können.

 

Die Zerstörung des Werksgeländes am 8. Februar 1944 hat die Zahl der intakten Luftschutzkeller dramatisch verringert. Ein einziger neuer Luftschutzkeller ist eingerichtet, in der Zeppelinallee sind vier Deckungsgräben ausgehoben worden. Der Aushang vom 17. November 1944 teilt mit, wer welchen Keller und welchen Deckungsgraben bei Alarm zu nutzen hat. Der Aushang unterscheidet zwischen „deutscher“ und „ausländischer Gefolgschaft“: Italiener, Westarbeiter und Ostarbeiter. Italiener und Deutsche nutzen einen Luftschutzraum. Die nationalsozialistische Betriebsideologie des Betriebsführers und der Betriebsgefolgschaft unterstellt die gemeinsame Volkszugehörigkeit als „blutgebundene“ Klammer zwischen jenen, die führen und jenen, die zu gehorchen haben. Fremdarbeiter können ideologisch nicht zur Gefolgschaft gehören.

Der firmeneigene Luftschutz soll sicherstellen, dass die Ausfallzeiten bei Luftalarm und Luftangriffen im Interesse der kriegswichtigen Produktion so kurz wie möglich sind.



Autor/in: Jürgen Steen
erstellt am 01.01.2003
 

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