Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in den nach 1945 eingemeindeten Stadtteilen

Liste der Zwangsarbeiterlager in den neuen Stadtteilen.

Im Jahre 1972 wurden die selbstständigen Gemeinden Kalbach (Hochtaunuskreis), Harheim, Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach (Landkreis Friedberg) und 1977 Bergen-Enkheim nach Frankfurt am Main eingemeindet. Weil die Gemeinden vom Bombenkrieg nur wenig oder gar nicht betroffen waren, ist die Überlieferung der polizeilichen Meldeunterlagen recht gut. Die nachstehende Tabelle dokumentiert den rekonstruierbaren Einsatz von Fremd- bzw. Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Die Übersicht erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit der Ausweitung der Luftangriffe auf Frankfurt am Main und das Rhein-Main Gebiet – hier ist vor allem Hanau zu nennen –, kam es zu Evakuierungen auch von Ausländern, die möglicherweise nicht oder nur unvollständig registriert wurden. Die Gemeinden waren überwiegend landwirtschaftlich geprägt, so dass zu Saat-, Pflanz- und Erntezeiten der Ausländereinsatz personell höher gewesen sein kann.

 

Kalbach/Taunus(früher Hochtaunuskreis)* Landwirt G. Stumm
* Ph. Westerfeld
* Gasthaus Taunus 
von Juli 1940 – März 1945: 21 französische Kriegsgefangene des Kommandos 481-1 und -2 des Stammlagers (Stalag) IX B, Bad Orb (Wegscheide). Das Kommando wurde wahrscheinlich am 21. März .1945 aufgelöst.

* Unterkunft bei Landwirten
November 1939 – März 1945: 25 - 30 Polen.
Die polnischen Kriegsgefangenen wurden im November 1939 Zivilarbeiter. Ein Teil von ihnen verblieb bis Juni 1945.

* Unterkunft bei Landwirten bzw. unklar
1942 – 1944 insgesamt 5 Belgier
1943 – 1945 insgesamt 8 Holländer
24. Juli .1942 – 18.November 1942 3 Italiener
1942 – 1945 14 Russen und Ukrainer
1941 2 Jugoslawen
1940 – 1943 1 Schweizer
1941 – 1945 6 Staatenlose
Nieder-Erlenbach (früher Landkreis Friedberg)August 1940 – März 1945: 30 französische Kriegsgefangene eines Kommandos des Stalag IX B, Bad Orb (Wegscheide).

2. November 1939 – 1945: 25 Polen des Kommandos 38 des Stalag IX B in Bad Orb (Wegscheide), vermutlich ab Juli 1940 als Zivilarbeiter eingesetzt.
Nieder-Eschbach(früher Landkreis Friedberg)15.August 1940 – 25. März 1945: 28 französische Kriegsgefangene eines Kommandos des Stalag IX B Bad Orb (Wegscheide).

Im Abmelderegister der Gemeinde finden sich im Jahr 1945 Abmeldungen von 2 ukrainischen Landarbeitern, 3 Staatenlosen, 2 Lettinnen, 1 Sudentendeutschen.
Harheim 
(früher Landkreis Friedberg)
In den an das Institut für Stadtgeschichte abgegebenen Vorortakten sind keine einschlägigen Dokumente zum Einsatz von Ausländern enthalten. Die im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt vorhandenen Archivalien zum Landratsamt bzw. Kreisamt Friedberg enthalten zahlreiche Hinweise auf in Harheim beschäftigte Fremd- bzw. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Eine Auswertung der Dokumente steht noch aus.
Bergen-Enkheim(früher Landkreis Hanau)Oktober 1940 – März 1945: ca. 55 französische Kriegsgefangene des Kommandos 705, Stalag IX B Bad Orb (Wegscheide)

März 1941 – Januar 1942: ca. 55 französische Kriegsgefangene des Kommandos 703, Stalag IX B Bad Orb (Wegscheide)

Juni 1940 – Dezember 1940: ca. 30 französische Kriegsgefangene des Kommandos 384, Stalag IX B Bad Orb (Wegscheide)

April 1940 ca. 30 französische Kriegsgefangene. Das Entsendelager und die Einsatzdauer sind nicht bekannt.

1939 –1945: ca. 20 Polen, die bis Juli 1940 als Kriegsgefangene des Stalag Ziegenhain, dann als Zivilarbeiter eingesetzt waren; im April 1945 in ein Sammellager in Frankfurt am Main überstellt.

März 1942 – März 1945: ca. 110 russische Kriegsgefangene des Kommandos 703 des Stalag IX B Bad Orb (Wegscheide)

Liste der Zwangsarbeiterlager in den neuen Stadtteilen



Autor/in: Lutz Becht
erstellt am 01.01.2003
 
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