Mit der Aneignung des Friedhofs 1939 plante die Stadt die Beseitigung, weil die Mauer zur Sophienstrasse ein vermeintliches Verkehrshindernis darstellte. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Ausführung.
Im so genannten Judenvertrag vom 3. April 1939 erwarb die Stadt auch den Bockenheimer Jüdischen Friedhof an der Sophienstraße. Der Vertrag gab der Stadt das Recht der Umbettung von Gebeinresten und die Umsetzung von künstlerisch wertvollen Grabsteinen nach dem Friedhof an der Eckenheimer Landstraße. Die Stadt wollte den Friedhof beseitigen.
Bereits 1937 hatte die Ortsgruppe Bockenheim die Beseitigung des Friedhofs angemahnt. Der Anblick aus den Fenstern der dem Bockenheimer Friedhof unmittelbar benachbarten Liebig-Oberrealschule sei „deutschen“ Schülern und Lehrern nicht zuzumuten. Da „der Jude“ in der antisemitischen Ideologie auch nicht zur Kunst oder zu kulturell bedeutenden Leistungen befähigt war, meinte die Ortsgruppe, es gebe wegen des Abräumens des Friedhofs, der 1714 angelegt worden war, keinerlei einsichtige Vorbehalte. Die Verschotterung der Grabsteine hatte den wiederum ideologischen Vorzug, dass „Jüdisches“ als Wegebelag für die „arische Volksgemeinschaft“ nutzbar gemacht werden könne.
In einem erneuten Schreiben vom 27. Oktober 1938 an die Kreisleitung der NSDAP wechselte die.Begründung. Jetzt stellt der Friedhof ein großes Verkehrshindernis dar, da die Sophienstraße vor der Kreuzung mit der Juliusstraße und der Rückertallee in einer Kurve um das vorspringende Friedhofsgelände herumführt. Auf eine Anfrage des Kommunalpolitischen Amtes der Kreisleitung der NSDAP, teilte das Bauamt der Stadt Mitte Dezember 1938 mit, der Erwerb des Geländes sei eingeleitet und die Mittel für die Rückversetzung der Friedhofsmauer, den Umbau der Sophienstraße und die Verlegung der Straßenbahnschienen seien in den Haushalt 1939 eingestellt. Am 25. Januar 1939 erhielt der Ortsgruppenleiter Bockenheim Nachricht von den laufenden Verhandlungen mit der Jüdischen Gemeinde. Die Arbeiten sollten im Herbst 1939 beginnen. Am 1. September 1939 begann mit dem Angriff auf Polen der Krieg. Die Arbeiten wurden verschoben.
Im April 1940 meldete sich der Bockenheimer Ortsgruppenleiter erneut. Er schlägt vor, die 180 Grabsteine „nützlicher Verwendung“ zuzuführen und aus dem Friedhof einen Spielplatz oder Ruheplatz der benachbarten Anwohner zu machen. Die Kreisleitung der NSDAP schlägt die Vergabe des Geländes an Kleingärtner vor. Ein akutes Verkehrshindernis stellte der Friedhof kriegsbedingt nicht mehr dar. Die Stadt teilte mit, dass die Dienststelle Bestattungswesen infolge des Mangels an Arbeitskräften nicht in der Lage sei, die Umsetzungsarbeiten durchzuführen. Die Arbeiten sollten daher nach dem Krieg ausgeführt werden.
Mit der Aneignung des Friedhofs 1939 plante die Stadt die Beseitigung, weil die Mauer zur Sophienstrasse ein vermeintliches Verkehrshindernis darstellte. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Ausführung.