Platz der vergessenen Kinder: Das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V.

Das Kinderhaus des Vereins der Weiblichen Fürsorge e.V., der von der Frankfurter Sozialreformerin Bertha Pappenheim mitgegründet wurde, ging spätestens 1911 in Betrieb. Anfangs diente ein von der Stadtkämmerei angemietetes Haus in der Schulstraße als Herberge. 1918 konnte dank verschiedener Spenden, vor allem der Kaufmannswitwe Bertha Schwarzschild, das Haus Hans-Thoma-Straße 24 erworben werden. Ab März 1919 fanden hier rund 40 jüdische Kinder, die verwaist waren oder durch ihre Eltern nicht versorgt werden konnten, im Alter bis zu sechs Jahren eine Bleibe. Ab etwa 1935 nahm das Heim zusätzlich auch Kinder auf, deren Eltern aufgrund der NS-Verfolgung verarmt waren oder die Flucht aus Deutschland vorbereiteten. Hinzu kamen Kinder aus aufgelösten Heimen und Kinder aus umliegenden Landgemeinden, die vor der dortigen judenfeindlichen Atmosphäre geschützt werden sollten. Einzelne Kinder aus dem Kinderhaus wurden bereits ab Oktober 1941 mit ihren Familien deportiert. Der Großteil der Kinder und ihre Betreuer wurden im September 1942 nachTheresienstadt deportiert, die meisten von ihnen später in Auschwitz ermordet.

 

Im April 1943 erwarb die NSDAP das Haus und nutzte es als Geschäftsstelle. In den Nachkriegsjahren hatte die CDU-Hessen hier ihre Geschäftsstelle, bevor das Haus im Oktober 1952 an die Jewish Restitution Successor Organization restituiert worden ist. Später wurde das Gebäude vom Evangelischen Hilfswerk genutzt. Im Jahr 2002 ließ ein neuer Eigentümer die Häuser 22-24 in der Hans-Thoma-Straße abreißen und errichtete auf dem Doppelgrundstück einen einheitlichen Bau.

 



Autor/in: Franziska Kiermeier
erstellt am 01.01.2017
 

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