Zwangsarbeit in Frankfurt am Main

Erst spät, 1942, entschloss sich das nationalsozialistische Regime neben den Kriegsgefangenen auch zivile ausländische Arbeitskräfte im Reich einzusetzen, um die kriegswichtige Produktion aufrecht zu erhalten bzw. steigern zu können. Die Rekrutierung dieser Fremdarbeiter verlief unterschiedlich: In Osteuropa wurde überwiegend Zwang ausgeübt, in den besetzten westeuropäischen Ländern versuchte man auf vertraglicher Grundlage Arbeitskräfte zu gewinnen. Von Unterdrückung und Zwangsmaßnahmen waren beide Gruppen nicht verschont. Die genaue Anzahl der in nahezu allen Betrieben eingesetzten Fremd- und Zwangsarbeiter ist nicht mehr zu ermitteln, auch für Frankfurt nicht. In den nur lückenhaft überlieferten Meldeunterlagen liegen ca. 49.000 namentliche Eintragungen vor. Eine statistische Angabe vom Herbst 1944 benennt ca. 22.000 ausländische Arbeitskräfte in der Industrie für den Bezirk der „Gauwirtschaftskammer“ Rhein-Main.

Von der deutschen Bevölkerung durch ein absolutes Kontaktverbot für beide Seiten streng abgegrenzt, erfolgte die Unterbringung nach Geschlechtern getrennt überwiegend in über das ganze Stadtgebiet verteilten streng bewachten Lagern, stillgelegten Gaststätten, Turn- und Lagerhallen – oft nach Herkunftsgebieten getrennt. Die Nationalität spielte auch bei der Zuteilung der meist unzureichenden Ernährung eine Rolle. „Ostarbeiter“ waren schlechter versorgt als Franzosen oder Holländer. Auch bei Luftangriffen wurden diese Unterschiede gemacht. Polen und Ostarbeiter durften nur im Freien liegende sogenannte „Splitterschutzgräben“ aufsuchen. Nach Kriegsende wurden die ausländischen Arbeitskräfte repatriiert. Vor allem Ukrainer verweigerten sich wegen der zu recht befürchteten Repressionen der Rückführung in ihre Heimat.

 

Ausführlichere Informationen:

frankfurt1933-1945.de … Zwangsarbeit in Frankfurt

 



Autor/in: Lutz Becht
erstellt am 01.01.2014
 
Top