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1. Mai 1933: der Turm der Faust im Ostpark

Der Turm der Faust im Ostpark am 1. Mai 1933, zeitgenössische Fotografie

Bündische Jugend am 1. Mai 1933 im Ostpark, zeitgenössische Fotografie

Invalide Teilnehmer an der Kundgebung am 1. Mai 1933 im Ostpark, zeitgenössische Fotografie

Der Ostpark am 1. Mai 1934, zeitgenössische Fotografie

Der Turm der Faust im Ostpark mit Rednertribüne und Emblem des NSBO am 1. Mai 1933, zeitgenössische Fotografie

Auf der Abschlusskundgebung des 1. Mai 1933 im Ostpark versammeln sich rund 200.000 Frankfurterinnen und Frankfurter.

 

Das Städtische Bauamt ließ im Ostpark den zehn Meter hohen Turm der Faust und die Podien für 500 Fahnen und 250 Musiker und Ehrengäste in nur drei Tagen errichten. Die Bezeichnung des Turms folgte dem Emblem des NSB, in dem eine mächtige Faust einen Hammer hält. Elektrische Anschlüsse an das Stadtnetz speisten über insgesamt sieben Kilometer Kabel vierzig Breitstrahler und die Lautsprecheranlage. Auf dem Fahnenpodium versammelten sich alle Fahnenträger der Verbände und Vereine, die sich am Zug zum Ostpark beteiligten.

 

Die Rede am Abend des 1. Mai hielt Gauleiter Jakob Sprenger. Dann sprach Adolf Hitler für die einen als Reichskanzler, für andere als Volkskanzler und für die nationalsozialistisch Bewegten als Führer. Der Fahnenschmuck des Ostparks ließ solche unterschiedlichen Deutungen zu. Die Übertragung der Rede in Berlin war zeitgleich auf allen Kundgebungsplätzen des 1. Mai 1933 im Reich zu hören. Das letzte Wort hatte der „Führer“. Mit dem Gauleiter hatte vor ihm der vom „Führer“ beauftragte „Führer“ des Gaues gesprochen und am Vormittag der von diesem wiederum beauftragte „Führer“ der Stadt.
Die zeitgleiche Radioübertragung einte rundfunktechnisch die Hörerinnen und Hörer zum Volk, das in der Rede des „Führers“ vernahm, dass vor allem er und im weiteren die nationalsozialistische Bewegung die Verkörperung des „Volkswillens“ seien.

 

Der Gauleiter bezeichnete SA und SS als Träger der nationalsozialistischen Revolution. An die vierhundert toten Nationalsozialisten, die der Kampf um die Macht gekostet hatte, wurde als „Gefallene“ erinnert. Dieses „Blutopfer“ war ein zentrales Versatzstück nationalsozialistischer Selbstlegitimation. Als „Gefallener der Arbeit“ wurde in einer Schweigeminute der 200.000 im Ostpark Versammelten (Zahlenangabe des Veranstalters) neun Arbeitern gedacht, die bei den Aufbauarbeiten tödlich verunglückt waren. Sie waren Opfer des kurzfristig angesetzten und mit aller Macht vorangetriebenen und improvisierten Aufbaus. Ihre Bezeichnung als „Gefallene der Arbeit“ entsprach der nationalsozialistischen Militarisierung des Arbeitsbegriffs und verharmloste zugleich den Krieg.

 

Zum Kalkül gehörte, dass der 1. Mai 1933, der möglichst viele Volksgenossen ansprechen sollte, von antisemitischen Tiraden frei blieb. Und wie es sich für ein Volksfest gehörte, beendete ein Feuerwerk den Tag. Ein Jahr später, am 1. Mai 1934, krönte ein riesiges Hakenkreuz die als Turm konzipierte Rednertribüne. Der 1. Mai hatte keine volksfestähnlichen Züge mehr und wandelte sich zum Feiertag des Systems. Das Volk stand als Zuschauer und den deutschen Gruß zelebrierend am Strassenrand.

Auf der Abschlusskundgebung des 1. Mai 1933 im Ostpark versammeln sich mehr als 100.000 Frankfurterinnen und Frankfurter.



Autor/in: Janine Burnicki/ Jürgen Steen
erstellt am 01.01.2003
 

Verwandte Personen

Hitler, Adolf


Sprenger, Jakob

Verwandte Ereignisse

„Tag der nationalen Arbeit“

Verwandte Begriffe

Führer


Gauleiter


NSBO

Verwandte Orte

Ostpark



 
 
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